Full text: Volk, Reich und Westgrenze

das Auswärtige Amt überdachte seine Haltung zur Saarforschung und trug 
inhaltlich und materiell bei.* 11 *" Legationsrat Hermann Voigt übernahm die Aufgabe, 
alle Beiträge im Einzelnen zu kontrollieren.116 
Im Frühjahr 1929 erschien Das Saargebiet, seine Struktur, seine Probleme und 
wurde ein Standardwerk zur Saarfrage. Bayern wollte jegliches Missverständnis 
hinsichtlich der territorialen Zugehörigkeit der östlichen Saargebietskreise ver¬ 
meiden - Kloevekorn und Oberregierungsrat Dr. Carl Pöhlmann aus Zweibrücken 
mussten die Geschichte des Saargebietes akkurat nach preußischem und bayeri¬ 
schem Landesteil getrennt schreiben." Der geographische Artikel von Metz, Re¬ 
gierungsrat in Leipzig, wurde besonders hervorgehoben. Im Geiste der offiziellen 
Auslegung sprach Metz dem Saargebiet jegliche geographische Einheit und 
historische Tradition ab: „Niemals vorher hat es ein Land gegeben, das diese 
Gestaltung besaß und diesen Namen trug, und bald wird dieses Gebiet wieder der 
Geschichte angehören.“118 Der inoffizielle Saarbrücker Kulturamtsleiter, Stadt¬ 
schulrat Hans Bongard, steuerte einen Abriss über das „Kulturleben an der Saar“ 
bei, in dem er allerdings weder auf die französische, noch auf die deutsche 
wissenschaftliche Kulturpropaganda einging.1111 
3. Gründung und Aufbau der Saarforschungsgemeinschaft 
Eine deutlichere Antwort der deutschen Saarforschung auf die französischen Be¬ 
strebungen ließ auf sich warten. Lange Zeit brachte man nur Einzeluntersuchungen 
oder politische Tagesliteratur zustande. Die deutsche Saarliteratur verfolgte bis 
Ende der 1920-er Jahre keine einheitliche Linie.120 An programmatischer Ge¬ 
schlossenheit war sie nicht mit den französischen Abhandlungen des Comité 
"" BACos, R1601/1829, f. 2-3: Rühlmann an RMbG v. 6.5.1927; Ressort-Besprechung am 
16.3.1929, betr. das Saar-Werk; cf. f. 2V: Rühlmann an RMbG v. 26.2.1929. Das AA subskri¬ 
bierte 300 und die bayerische Regierung 100 Stück; AA an RMbG v. 18.8.1928; Minrat. [Franz 
Sperr] (Bayer, stellv. Bevollmächtigter zum Reichsrat) an RMbG v. 19.9.1927; cf. Jacoby, 
Nationalsozialistische Herrschaftsübernahme, 43 Anm. 
11 BAKo, R43I/245, f. 296: Reichskanzlei; Besprechung von Minrat. Mayer, Rühlmann, Voigt, 
ORR Wienstein, Minrat. Dr. Haslinde (PrKM), ORR Dr. Faust (PrMdl) u. Mindir. Sperr (Bay. 
Gesandtschaft) im RMbG v. 23.2.1929. 
II Fritz Kloevekorn, „Zur Geschichte des Saargebietes (Preußischer Teil)“, Das Saargebiet, 
seine Struktur, seine Probleme, hg. unter Mitarb. v. Saar-Politikern u. Vertretern d. Wissen¬ 
schaft v. id. (Saarbrücken: Hofer, 1929), 67-119; Carl Pöhlmann, „Zur Geschichte des Saar¬ 
gebietes (Bayerischer Teil)“, ibid., 121-47; cf. Reismüller, Hofmann, Westbibliographie, 225; 
BACos, R1601/1829, f. lv-2r: Rühlmann an RMbG v. 26.2.1929. 
118 Friedrich Metz, „Zur Geographie des Saargebiets“, neuaufgelegt in Land und Leute: Ge¬ 
sammelte Beiträge zur deutschen Landes- und Volksforschung, zsgest. u. hg. v. E[mil] Meynen, 
R[uthardt] Oehme (Stuttgart: Kohlhammer, 1961), 264-97, hier 264, cf. 297, 265-67; BACos, 
RI601/1829: Rühlmann an RMbG v. 26.2.1929, f. lv. 
III Hans Bongard, „Das Kulturleben an der Saar“, Das Saargebiet, seine Struktur, seine Proble¬ 
me, hg. unter Mitarb. v. Saar-Politikern u. Vertretern d. Wissenschaft v. [Fritz] Kloevekorn 
(Saarbrücken: Hofer, 1929), 409-38. 
I“° BACos, RI601/1829: Rühlmann an RMbG v. 6.5.1927, f. T. 
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