Verhetzung“ der französischen Kinder durch die staatliche Schule verfasst™
und war wissenschaftlicher Hilfsarbeiter im Auswärtigen Amt und im Reichs¬
ministerium des Innern gewesen, das ihn 1927 an die RVP überstellte.
Rühlmann veröffentlichte in der zweiten Hälfte der 1920-er Jahre die erste
„zusammenfassende Gesamt-Darstellung der Saarfrage“, den Sammelband Das
Saargebiet, seine Struktur, seine Probleme.109 Die Anregung hierzu war von dem
revanchistischen Verlagshaus Gebrüder Hofer AG in Saarbrücken ausgegangen."11
Obwohl als Entgegnung auf „die Behauptungen des französischen Propaganda¬
dienstes hinsichtlich der Bodengestaltung, Geschichte und sozialen Entwicklung“
des Saargebietes gedacht, wollte das Saarbuch der RVP propagandistische
Polemik vermeiden. Die Beiträge hätten sich durch Sachkennerschaft und schrift¬
stellerische Qualität auszuzeichnen.111 Das Werk stellte sich als „Volks- und
Heimatbuch“112 dar, um auch dem unpolitischen Leser aus dem Saargebiet „auf
dem Umwege über Kultur, Kunst, Wirtschaft, Sozialpolitik die rein politischen
Ziele schmackhaft zu machen, besonders im Hinblick auf die Abstimmungs¬
kämpfe“. Wissenschaftlicher Leiter und Herausgeber des Saargebietsbuches wurde
der Mitarbeiter der Leipziger Stiftung, Studienprofessor Dr. Fritz Kloevekorn
(1885-1964)."3. Als wichtiges außenpolitisches Zeichen wertete Rühlmann, dass
er führende Vertreter der drei großen Saarparteien als Mitautoren gewinnen
konnte.114 Die zuständigen preußischen, bayerischen und Reichsministerien dirigier¬
ten Rühlmanns Entwurf. Nur widerwillig akzeptierten sie das Wort „Saargebiet“ im
Titel des Buches. Obwohl sie die „politische Richtung“ einzelner Artikel kriti¬
sierten, sorgten sie schließlich für die Verbreitung des Saarsammelwerkes. Sogar
lili! Rainer Bendick, „Wo liegen Deutschlands Grenzen? Die Darstellung des Deutschen Reiches
in deutschen und französischen Schulkarten vor und nach dem Ersten Weltkrieg“, Geschichte
in Wissenschaft und Unterricht, 51 (2000), 17-36, hier 28.
Iü> BAKo, R43I/245, f. 264: [Verlag Gebrüder Hofer AG] „Von der Notwendigkeit und den
Kosten der Schaffung eines umfassenden Saar-Sammelwerkes“; cf. BACos, RI601/1829:
Rühlmann [an RMbG] v. 25.4.1928; Tausend Jahre deutscher Geschichte und deutscher Kultur
am Rhein, Bearb. Max Braubach [et al.] i. A. d. Provinzialausschusses der Rheinprovinz, Hg.
Aloys Schulte (Düsseldorf: Schwann, 1925).
110 BACos, R1601/1829: RMbG an Rühlmann v. 9.4.1927, Rühlmann [an RMbG] v. 25.4.1928.
Hofer ließ nach dem Ersten Weltkrieg keine Gelegenheit aus, sich an der Hetze gegen die
Alliierten und gegen Frankreich zu beteiligen; cf. AAE, Sarre 115, f. 284-86: Frz. Kriegsmin.
an MAE v. 30.6.1922; AAE, Sarre 282: Frz. Innenmin. v. 8.10.1934.
BACos, RI601/1829, f. lv: Rühlmann an RMbG v. 26.2.1929. Zum französischen Propagan¬
dadienst zählte das Haus Hofer u. a. so objektive Werke wie Capot-Rey; BAKo, R431/245, f. 264.
BAKo, R43I/245, f. 303: Dilthey (RMbG) an Reichskanzlei v. 8.3.1929.
A. Zenner, „Der Historische Verein“, 139. Fritz Kloevekorn, * 1885 Straßburg, 1919 Schul¬
dienst im Saargebiet, im Zweiten Weltkrieg nach Lothringen abgeordnet; H.-C. Herrmann,
„Grundzüge“, 225.
^ BACos, R1601/1829, f. 2r: Rühlmann an RMbG v. 26.2.1929, cf. Rühlmann an PrKM u. an
PrMdi v. 25.10.1927; Franz Levacher, „Zum Geleit“, Das Saargebiet, seine Struktur, seine
Probleme, hg. unter Mitarb. v. Saar-Politikern u. Vertretern d. Wissenschaft v. [Fritz] Kloeve-
kom (Saarbrücken: Hofer, 1929), 5-6; Wilhelm Schmelzer, „Vom Zweck dieses Buches“, ibid.,
-12, M[ax] Braun, „Unsere Hoffnungen und Ziele“, ibid., 549-55.
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