Full text: Volk, Reich und Westgrenze

Einsicht in seine Akten.101 103 Für Saarveröffentlichungen setzten sich vor allem das 
Reichsministerium für die besetzten Gebiete10“ und seine Rheinische Volkspflege 
(RVP) ein. Letztere trat, obwohl der Dienstaufsicht des Ministeriums unter¬ 
stehend, nach außen als private Organisation auf. Die RVP, 1920 aus der von den 
Alliierten aus den besetzten Gebieten vertriebenen Reichszentrale für Heimat¬ 
dienst ausgegliedert, diente der Informations- und Propagandaübermittlung 
zwischen dem Reich und dem linksrheinischen Gebiet. Dort unterstützte sie die 
deutsch gesinnte Presse,10' verwaltete aber auch die Mittel für die Westunter¬ 
nehmungen der Deutschen Mittelstelle für Volks- und Kulturbodenforschung, der 
Vorgängerin der Leipziger Stiftung.104 Zur Abwehr der französischen Kultur¬ 
propaganda betätigte sich die RVP in der Erwachsenen- und Lehrerbildung und 
veranstaltete rheinische Historikertreffen.105 In den 1920-er Jahren diente sie 
vaterländischen und Volkstumsverbänden, wie dem Arbeitsausschuss Deutscher 
Verbände oder der Wirtschaftspolitischen Gesellschaft, als Mitarbeiterreservoir.106 
Die RVP wurde von dem Historiker Professor Paul Rühlmann10 geleitet. Dieser 
hatte im Ersten Weltkrieg eine umfangreiche Propagandaschrift über die 
101 BACos, RI603/2526: Karl May an RVP v. 26.7.1921, cf. May an RVP v. 26.6.1921 u. RVP 
an May v. 18.7.1921. 
102 Das RMbG ging 1923 aus der Abt. IV des RMdl, der Rheinlandabteilung des Reichsschatz¬ 
ministeriums und dem Kommissar des Reichskanzlers für die Ruhrabwehr hervor und bestand bis 
1930; Josef Henke, „Vorbemerkung“, Reichsministerium des Innern: Bestand RI501, T. 2 (in 
Koblenz gebildete Überlieferung), Bearb. id,, Gregor Verlande, Findbücher zu den Beständen des 
Bundesarchivs, 54 (Koblenz: Bundesarchiv, 1995), i-xxvii, hier ii; cf. Christoph Steegmans, Die 
finanziellen Folgen der Rheinland- und Ruhrbesetzung 1918-1930, Beiträge zur Wirtschafts- und 
Sozialgeschichte, 89 (Stuttgart: Steiner, 1999), 49-52; Werner Frotscher, „Organisation der 
Reichsverwaltung und der Länderverwaltungen einschließlich Vorschläge zur Reichsreform“, 
Deutsche Verwaltungsgeschichte, Bd. 4: Das Reich als Republik und in der Zeit des National¬ 
sozialismus, Hg. i. A. d. Freiherr-vom-Stein-Ges. v. Kurt G. A. Jeserich, Hans Pohl, Georg- 
Christoph von Unruh, Autoren dieses Bd. Wilfried Berg [et al.] (Stuttgart: DVA, 1985), 111-37, 
hier 121. 
103 Klaus W. Wippermann, Politische Propaganda und staatsbürgerliche Bildung: Die Reichszen¬ 
trale für Heimatdienst in der Weimarer Republik (Köln: Verl. Wiss. u. Pol., 1976), 203-06 (für 
diesen Hinweis danke ich Frank Becker); 1923/24: Separatismus im rheinisch-pfälzischen Raum: 
Eine Ausstellung der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz auf dem Hambacher Schloß 1989, 
Bearb. Joachim Kermann, Hans-Jürgen Krüger, Dokumente zur Geschichte: Ausstellungskataloge 
der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz (Koblenz: LA-Verw., 1989), 188. 
104 PAAA, R60382: RMbG an RVP v. 4.8.1926. 
105 Franziska Wein, Deutschlands Strom - Frankreichs Grenze: Geschichte und Propaganda 
am Rhein 1919-1930, Düsseldorfer Schriften zur Neueren Landesgeschichte und zur Ge¬ 
schichte Nordrhein-Westfalens, 33 (Essen: Klartext, 1992), 101-02. 
106 AD AP, Ser. A, 10: 47. 
107 Wein, Deutschlands Strom, 97-107; DBA II, 1107: 144, 159: Paul Rühlmann (auch Martin 
Paul Rühlmann), * 1875, + 1933, war u. a. Mitglied im Volksdeutschen Klub. Rühlmanns 
Bibliographie, Die Fragen des besetzten Westens: Anhang: Zur rheinischen Jahrtausendfeier: 
Ein Literaturnachweis, zsgst. in Verb, mit d. „Westausschuß für Rhein, Saar, Ruhr und die 
Pfalz“, 2. Aufl. (Berlin: Rhein. Beobachter, 1925), verzeichnete auch Propagandaliteratur; zit. 
nach Detlev Hellfaier, Bibliographien zur Geschichte und Landeskunde der Rheinlande: Ein 
annotiertes Verzeichnis, Kölner Arbeiten zum Bibliotheks- und Dokumentationswesen, 1 
(Köln: Greven, 1981), 85. 
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