muss, dass die galette des rois nicht einer deutschen Tradition entsprang, drückte
ihre wissenschaftliche Einführung dieses das weltliche Erscheinen Gottes in Jesus
feiernden Brauches möglicherweise ihren Protest gegen die Entchristlichung ihrer
lothringischen Heimat aus. Mancher Widerspruch gegen den Nationalsozialismus
war sehr leise und sollte weniger von einem breiten Publikum vernommen
werden, als das eigene Gewissen beruhigen.
5. Die westmärkischen Wissenschaften und die nationalsozialistische
Rassen- und Bevölkerungspolitik in der Moselle und in Polen
Der Auswandererforscher Fritz Braun war von Herbst 1940 bis Frühjahr 1942 in
Metz tätig, wo er im Haus der DVG, der nationalsozialistischen Sammelbewe¬
gung für Lothringen, eine Zweigstelle der Mittelstelle Westmark errichtete.
Weiterhin betreute Braun die Mittelstelle in Kaiserslautern und pendelte zwischen
den beiden Städten.746 Die Mittelstelle in Metz stand in engem Kontakt zum
Lothringischen Institut, war ihm aber nicht, wie noch im Sommer 1941 geplant,
eingegliedert worden. 4 Die Anforderungen der nationalsozialistischen Propaganda
und Bevölkerungspolitik verlangten die räumliche Nähe der Mittelstelle zur
politischen Zentrale, deren Funktionäre zum Teil in der Mittelstelle mitwirkten.796 798
In der Moselle machte Braun den praktischen Ertrag der Auswandererforschung
und der Volksdeutschen Arbeit für die nationalsozialistische Vertreibungs- und
Germanisierungspolitik nutzbar. Seine Aufgaben erstreckten sich von der aus¬
landsdeutschen Arbeit für den VDA, über Volkstumspropaganda der DVG bis hin
zur Völkischen Schutzarbeit für die SS.
Propaganda
Braun forderte, dass auch in Lothringen die Volkstumsarbeit „Hand in Hand mit
der politischen Schulung“ gehen müsse,794 und setzte in den lothringischen Kreisen
zur Schulung und Volkstumspflege Volkstumsreferenten aus den DVG-Kreis-
gruppen ein.800 Alle 27 VDA-Kreisverbandsleiter ernannte er zu Kreisbeauftragten
für Völkische Schutzarbeit.801 Anfang 1942 zog er die NS-Frauenschaftskreisbeauf-
796 HMP, G/Besprechungsbelege, Mitarbeiter: Kirschner an Dittler (im Felde) v. 2.2.1942.
797 Christian Halber, „Das Lothringische Institut [...] (II)“; cf. ADM, 1W250. In der Planung
zum sachlichen Nachschlageteil des im Herbst 1941 herausgegebenen Fremdenführers über
Metz wurde Braun als Mitarbeiter des LI geführt; AMMetz, 2Z6. Im Führer durch Metz und
seine Geschichte, i. A. des Oberbürgermeisters bearb. v. A[loys] Ruppel (Metz: Pfleger [1941])
tauchten Braun und die Mittelstelle allerdings nicht mehr auf.
798 Wie z. B. der Pressereferent der DVG-Landesleitung J. M. Deutsch; AMSgs, Hiegel/activité
littéraire 1940-44: Deutsch an Hiegel v. 21.2.1942
799 ADM, 1W211 : Braun, [ 1.] Bericht über die Volkstumsarbeiten im Gau Westmark [o. D.].
800 ADM, 1W211: Bfraun], 2. Bericht über die Volkstumsarbeit im Gau Westmark [o. D.].
801 ADM, 1W234: W[aldenmaier] an Holl v. 6.3.1942; cf. ADM, 2W63/2, f. 19: Braun an
NSDAP-Kreisleitung Frankenthal v. 26.2.1942.
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