verbessert hatte, strebten Emrich und Christmann ab Herbst 1941 eine Koopera¬
tion mit derem Fränkisch-pfälzischen Institut an. Die Universität sandte wissen¬
schaftliche Anfragen an das Westmark-Institut, was in Kaiserslautern als Zeichen
gewertet wurde, dass man endlich als „vollwertig“ anerkannt sei.649 1941 setzte in
Heidelberg der nationalsozialistische Volkskundler Eugen Fehrle durch, dass sein
Fach in das Fränkisch-pfälzische Institut aufgenommen wurde. Das Reichserzie¬
hungsministerium machte Fehrle praktisch zum Institutsleiter.650
Schon zu Fehries Vorgänger Fritz Ernst hatte Christmann ein gutes Verhältnis
gehabt. Als Ernst mit seinen Studierenden Metz und die annektierte Moselle be¬
suchte, half Christmann ihm 1941 bei der Quartierbeschaffung und diente ihm als
volkskundlicher Führer.651 Die von Fritz Emst im selben Jahr als Vortrag vor
einem deutschen Stab in Nancy ausgearbeitete und veröffentlichte Lothringen¬
geschichte wurde von Bürckels Gauwissenschaften nicht kritisiert, obwohl weder
die Tatsache noch die Art gefallen haben mag, in der Ernst die Geschichte der
Westgrenze behandelte. Wider den Zeitgeist betonte Ernst, dass man die mittel¬
alterlichen Reiche nicht mit dem „geschlossenen, souveränen modernen Staat“
vergleichen dürfe. Er weigerte sich, die Sprachgrenze als völkische Scheide anzu¬
erkennen, und wies daraufhin, dass östlich der Sprachgrenze „romanische Teile
in der später deutschen Bevölkerung aufgegangen“ seien.652
Mit seinem Doktorvater Fehrle schließlich pflegte Christmann lebhaften Aus¬
tausch.653 Der Zusammenhang zwischen dem jetzt Institut für fränkisch-pfälzische
Landes- und Volksforschung genannten Heidelberger Institut und der Westmark
festigte sich. Die Universität Heidelberg nahm neben pfälzischen auch lothringi¬
sche Themen in ihren Vorlesungsplan auf.654 Christmann und Emrich intervenier¬
ten in Heidelberg zugunsten von Fehries Volkskunde, wurden zu Veranstaltungen
nach Heidelberg eingeladen und hielten dort Vorträge.655 1941 hoffte Christmann
auf einen Lehrstuhl an der Universität Heidelberg; er träumte von der Nachfolge
649 HMP, G/Besprechungsbelege, Christmann allg.: Christmann an Emrich v. 6.11.1941.
650 UAHd, B-6613: BadKM an RMWEuV v. 3.7.1942; Schaab, „Landesgeschichte“, 192-93;
Peter Assion, ,„Was Mythos unseres Volkes ist1 : Zum Werden und Wirken des NS-Volks-
kundlers Eugen Fehrle“, Zeitschrift für Volkskunde, 81 (1985), 220-44, hier 240.
651 UAHd, 1/71 : Christmann an Fr. Ernst v. 20.2.1941.
652 Fritz Emst, Lothringen: Aus der Geschichte eines Grenzlandes (Leipzig: Koehler & Amelang,
1941), 14 u. 12; cf. UAHd, 1/71: Einladung des MAV zu einem Vortrag von Fritz Emst zu
„Lothringen im Alten Reich“ zum 9.5.1942; Schaab, „Landesgeschichte“, 193-94.
653 HMP, G/Sach 1943-44, passim.
654 ADM, 1W250: „Im geistigen Raum des Westens: Halbjahresbericht aus Heidelberg“,
Metzer Zeitung (2.5.1942).
655 HMP, G/Besprechungsbelege, Mitarbeiter: Christmann an Postius, Zint und Dittler v.
20.3.1942, 2; HMP, G/Besprechungsbelege, Christmann allg.: Christmann an Fr. Ernst v.
5.3.1942; Fr. Ernst an Christmann v. 9.3.1942; HMP, G/Allgemein 1941-42: Christmann an
Postius v. 20.3.1942; cf. ADM, 1W250: Ernst Christmann, „Arbeit am geistigen Bild der
Heimat: Vom Westmark-Institut für Landes- und Volksforschung in Kaiserslautern“, Metzer
Zeitung am Abend ( 16.2.1942).
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