Von Paris wurde Wegener nach Metz versetzt, wo er bis 1944 die wissenschaft¬
lichen Bibliotheken leitete.
Wegener war kein NSDAP-Mitglied. Doch wie Halber war auch er in Lothringen
geboren und sein Expertenwissen wurde in Bürckels Gau gebraucht. Wegener war
Handschriftenspezialist,* 4*0 was für die Verwaltung wertvoller Bücher, besonders
der vielen Handschriften der Stadtbibliothek Metz, von Nutzen war. Nach dem
Zweiten Weltkrieg wurde Wegener Direktor der Staatsbibliothek Bremen. Er
starb am 27. Dezember 1980 in Bremen.
Westraumbibliothek
Nach der Bestandsaufnahme seiner Bücherschätze prahlte Wegener mit seinen
Pfründen. Nach den Abgaben und dem Ausscheiden von Dubletten und Makulatur
besitze seine Bibliothek immer noch rund 600 000 Bände, wobei die „ältere
französische Literatur vor allem aus dem 18. Jahrhundert“ „meist in wertvollen
Ausgaben“ stark vertreten sei. Mit so vielen Bänden rücke die Metzer Stadtbiblio¬
thek „in die Reihe der grossen deutschen Bibliotheken“. Sie habe für die deutsche
Wissenschaft eine einmalige Bedeutung.4X7 Wegener klagte über Personal- und
Raumknappheit. Dem Personalmangel war nicht beizukommen; die Katalogisie¬
rung wurde von einer einzigen Kraft durchgeführt und fast 400 000 Bände
konnten nicht eingestellt werden.4** Die Raumnot hingegen hatte bald ein Ende.
Bis Herbst 1943 wurde für über 40 000 Reichsmark das vom bischöflichen Stuhl
angemietete Franziskanerkloster für die Bedürfnisse der Metzer Großbibliothek in
Stand gesetzt und umgebaut.4 **9 Wegener tönte, dass, solange er über das Kloster¬
gebäude verfüge, kein Franziskaner mehr den Fuß hineinsetzen werde.490
Der CdZ kaufte die beschlagnahmten französischen Bücher aus dem Reichsbesitz
und führte sie seiner Metzer Sonderbibliothek zu.491 Da aber Bürckel „den Gau
4X0 Der Titel seiner Doktorarbeit lautete „Katalog der altdeutschen Bilderhandschriften der
Heidelberger Universitätsbibliothek“; UAHd, H-IV-757/22, f. 619-20: Wegener (Heidelberg)
an Prof. Meister (Dekan der Phil. Fak. der Univ. Heidelberg) v. 14.12.1926; cf. f. 621:
Wegener (Berlin) an [Meister] v. 23.1.1927; cf. BABL, R21/10599, f. 37v-38: Krüss an
RMWEuV v. 10.2.1942.
4*‘ BABL, R21/10612, f. 3-4, Zitat f. 4: Wegener, „Der Charakter der Bibliothek“ v. Mai 1942;
cf. f. 9': [Wegeners Denkschrift für Kummer, ca. 20.10.1942] „Die Verwendung der sicher¬
gestellten Bücherbestände in Lothringen“.
m BABL, R21/10612, f. 1: Zustand und Arbeitsprogramm der Metzer StB v. 27.6.1942; f. 29r:
Barth an RMWEuV v. 24.2.1944; f. 6: Wegener, „Arbeitsprogramm“ v. Mai 1942; R21/10512,
f. 8r: Wegener an Kummer v. 20.10.1942.
4X) AMMetz, 2Z8f: Stadtoberinspektor Maurer (Instandsetzungsamt Metz) an OB v. 23.11.
1943; cf. OB Metz an Rechtsanwalt Moppert (Metz) v. 13.11.1942. AMMetz, 2Z8a: Denk¬
schrift Wegeners [zur Zusammenlegung von Stadtbibliothek und Westraumbibliothek, ca. Dez.
1943], 4. Von dieser Denkschrift fehlen in den AMMetz die Seiten 1-2. Ihr Entstehungsdatum
ließ sich aus Wegeners Bemerkung der Instandsetzungsgesamtkosten für das Franziskaner¬
kloster ermitteln, die erst Ende November 1943 bekannt waren.
4)0 ADM, 19J365: Schrod (Magdeburg) an Bour v. 11.8.1946.
BABL, R21/10611, f. 3: Latzer [RMWEuV] an Amtsrat Dr. Dietzmann v. 17.2.1943.
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