Dennoch wurde Metz zunehmend in den deutschen wissenschaftlichen Wirkungs¬
bereich einbezogen. In Vorbereitung einer universitären Einrichtung sollte das
akademische Leben in Metz angeregt und gleichzeitig die Ideen der nationalsozia¬
listischen West- und Europaforschung propagiert werden.45* Für den März 1942
waren „Tage der Wissenschaft“ am Lothringischen Institut geplant; die Fortdauer
der Bautätigkeit verhinderte dies.* 459 Im Wintersemester 1943/44 veranstaltete das
Lothringische Institut eine wissenschaftliche Vortragsreihe, zu der es auf Kosten
der PGFW alle drei Wochen „namhafte Vertreter der deutschen Wissenschaft“
einlud.460 Der nationalsozialistische Rechtsprofessor von der RU Straßburg Ernst
Rudolf Huber erinnerte in „Reichsidee und Völkerrecht“ zwar daran, dass das
klassische Völkerrecht aus der christlichen Gemeinschaft der Völker herstamme;
das künftige nationalsozialistische Völkerrecht jedoch stellte er als internationale
Verwirklichung des „Führerprinzip[s]“ vor, in dem sich die anderen europäischen
Völker in einem wirtschaftlichen und militärischen Großraum dem Deutschen
Reich zu unterwerfen hätten.461 Fehrle sprach über „Deutsches Bauerntum im
Winter und Frühling“, interpretierte das Hakenkreuz als Sinnbild „des immer
wieder erwachenden Lebens und der Fruchtbarkeit“ und behauptete eine indo¬
germanische Symbolverwandtschaft.462 463 Besondere Beachtung fanden die Themen
der deutschen Westgrenze. Petris Vortrag über die „Entstehung und nationale
Bedeutung der germanisch-romanischen Volksgrenze“ wurde „ein ausgesprochener
Erfolg“, von dem sich sogar die der Steinbachschen Schule misstrauende Gau¬
leitung zu neuen Grenzdeutschtumsforschungen anregen ließ.463 Der Germanist,
Keltenforscher und Propagandist der bretonischen Autonomiebewegung, Professor
Leo Weisgerber aus Marburg, deutete an Hand der westlichen Sprachgrenze
und dem „Erwachen des deutschen Volksbewußtseins“ den „Sinn des Wortes
Deutsch“.464 Professor Hermann Heimpel, ebenfalls von der RU Straßburg, sann
AMMetz, 2Z37: Emrich u. Halber an Schrod [v. 28.8.1943b]: Prof. Dr. Hildebrandt (Kiel)
am 2,9.1943 über „Hölderlin und der europäische Geist“.
459 ADM, 1W205, Akte Ruppel: Ruppel an CdZ-Außenreferat v. 23.2.1942.
4611 AMMetz, 2Z37: Emrich u. Halber an Schrod [v. 28.8.1943a],
46i L. Z., „Reichsidee und Völkerrecht: Vortrag im Institut für Landes- und Volksforschung“,
Metzer Zeitung am Abend (22.10.1943); cf. AMMetz, 2Z37: Emrich u. Halber an Schrod [v.
16.10.1943].
4h~ L. Z., „Deutsches Brauchtum: Vortrag im Lothringischen Institut“, Metzer Zeitung am Abend
(1./2.4.1944); AMMetz, 2Z37: Emrich, Halber u. Overbeck an Schrod [v. 28.3.1944].
463 AMMetz, 2Z9u/9.2.1943: Jung an Intendant Mages (Kulturbeauftragter des Gauleiters) v. 16.
12.1943; cf. AMMetz, 2Z37: Emrich, Halber u. Overbeck an Schrod [v. 27.11.1943]; HMP,
G/Sach 1943-44: Christmann an Wegener v. 12.1.1944 u. an Stadtbibiiothek Metz v. 27.1.1944.
464 AMMetz, 2Z37: Emrich, Halber u. Overbeck an Schrod [v. 31.1.1944], cf. „Blick in das Stadt¬
leben“, Metzer Zeitung am Abend (2.2.1944); Joachim Lerchenmueller, „Wissenschaft im Welt¬
anschauungskrieg: Weisgerbers Arbeit in der besetzten Bretagne und die Wissenschaftspolitik der
SS“, Interpretation und Re-Interpretation: Aus Anlaß des 100. Geburtstages von Johann Leo
Weisgerber (1899-1985) mit einem historiographischen Anhang und dem Schriftenverzeichnis
Weisgerber [XII. Internationales Kolloquium des SGdS], Hg. Klaus D. Dutz (Münster: Nodus,
2000), 175-96, hier 192; Joachim Lerchenmueller, „Keltologie“, Die Rolle der Geisteswissen-
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