4. Weitere Institutionen zur kulturellen Germanisierung der Moselle
Universitätsstadt Metz
Bürckel hatte Großes mit Lothringen und mit Metz im Besonderen vor. Ähnlich
wie Saarbrücken fünf Jahre zuvor sollte die neue westlichste Stadt des Gaues zum
Zentralstück der kulturellen Grenzsicherung werden.451 Die Kosten für den Ausbau
von Metz zu einer geistigen Frontstadt gegen das westeuropäische Denken und
die französische Zivilisation teilten sich der CdZ und die Stadt. Metz kam für die
Breitenunterhaltung, für Schauspiel, Musik, Museen, Stadtarchiv, Volksbildung,
Volksbücherei und das allgemeine Vortragswesen, auf. Die Wissenschaftspflege
bestritt die Zivilverwaltung.45" Das Fernziel der Errichtung wissenschaftlicher
Institutionen in der annektierten Moselle war eine Universitätsgründung.453 Das
Lothringische Institut sollte dabei als „Gegengewicht gegen [a]bstrakt-akademische
Tendenzen“ und als „lebendiger Mittler zwischen dem Gau und der Flochschule“
die universitäre Lehre und Forschung dem Bedarf der regionalen Volkstums¬
politik anpassen.454 Die Universitätsidee hielt sich; 1943 planten Zivilverwaltung
und Stadt weiterhin „die Wissenschaftsorganisation vor dem Hintergrund der
künftigen Universität Metz“.455 Doch eine deutsche Universität Metz wurde nie
errichtet. Mittel für die Annexionspolitik waren vorhanden, Personal war es
freilich nicht, am wenigsten wissenschaftliche Fachkräfte. Schließlich wollte
Bürckel dem fernen Berliner Wissenschaftsministerium in der Gaukulturpolitik
keine Geltung zugestehen; die Universitätsplanung der Reichsuniversität Straßburg
(RU), bei der der benachbarte Chef der Zivilverwaltung Robert Wagner von
Reichserziehungsminister Bernhard Rust verdrängt wurde,456 musste Bürckel
abschrecken. Daher verschwand das Universitätsprojekt schon 1941 in der
Schublade. Ramsauer klagte, dass „von irgendeiner, auf lange Sicht geführten
Planung überhaupt nicht mehr die Rede sein konnte und all das, was ursprünglich
beabsichtigt war, hinfällig wurde“.457
451 AMSgs: Annexion de fait 1940-1944: Actions culturelles: 300/1 Kulturfragen, Allg.: Kul¬
turwerk Westmark, Folge 2 (Saarbrücken: Mai 1943): „Bericht über die erste Arbeitstagung“
[2]: Vortrag Emrich, „Grenzland und Volkstumsfragen im Gau Westmark“.
452 AMMetz, 2Z8a: Kulturamt an OB von Metz v. 19.10.1943.
453 Bürckel an Hitler v. 15.6.1940, zit. nach Vautours, 15-16. Cf. Heiber, Universität, T. 2, 1:
196, cf 197.
454 ADM, 1W208: [Ramsauer] Denkschrift [Herbst 1940], 2.
455 AMMetz, 2Z8d: Studienrat Dr. Jung, „Bericht über den gegenwärtigen Stand der Wissen¬
schaftsorganisation in Metz“ v. 12.1.1943, vertraulich an OB Schubert, an Dr. Buchmann
(Stadtkämmerer), an Emrich u. an Wegener; cf. BABL, R21/10611, f. 17: Kummer, Bericht
über die Dienstreise nach Metz (12.-17.1.1944) v. 2.2.1944.
456 Lothar Kettenacker, „Ernst Anrich als spiritus rector der Reichsuniversität Straßburg“, Vor¬
trag auf dem „Colloque sur les Reichsuniversitäten de Strasbourg et de Poznan (1941-1944)“,
Strasbourg, Palais universitaire, 26.3.2004, 9.00-9.45 Uhr.
457 HMP, G/Allgemein, 1941-42: Ramsauer an Pfennig v. 14.2.1941.
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