Romanisten „für die Fragen der Eindeutschung“ zu errichten. Insgesamt sollte das
Institut „8-10 wissenschaftliche Stellen aller Fächer der Landes[-] und Volks¬
forschung“ umfassen.249 Da die deutsche Zivilverwaltung den lothringischen
Regionalforschern misstraute, wollte Emrich nicht wie bei der Gründung des
Saarpfälzischen Instituts auf einen Stamm von vor Ort vorhandenen Wissen¬
schaftlern zurückgreifen. So mussten neue hauptamtliche Stellen geschaffen
werden.250 Aber mit wem besetzen? In der Westmark waren Wissenschaftler teuer.
Die meisten waren von der Wehrmacht eingezogen und die, das wusste Emrich,
gab sie nicht wieder her. Leutnant Zint wurde trotz Emrichs Beteuerungen, ihn
dringend für die „Verhandlungen über die Vorbereitung und wirtschaftliche
Begründung des neuen Instituts in Metz“ und für vom CdZ gestellte „wichtige
geschichtliche Fragen“ zu brauchen, nicht vom Dienst beurlaubt.251 Mit Postius
und Dittler stand es ebenso und Ramsauer wollte den Vertrag nicht verlängern.
Bürckel, der nie einen Hehl daraus gemacht hatte, was er von Nichtpfälzern in
seinen Diensten hielt, musste erkennen, dass die von Hitler befohlene Eindeut¬
schung Lothringens ohne auswärtige Hilfe nicht zu bewältigen war. Es lag nahe,
beim ELI nach einem leitenden Wissenschaftler anzufragen.252 Das Frankfurter
Institut erklärte sich bereit, seinen Bibliothekar und stellvertretenden wissen¬
schaftlichen Leiter Dr. Christian Halber nach Metz abzugeben.
Als Eisass und Lothringen wieder in deutschen Händen waren, streckte das ELI
seine Fühler nach Straßburg aus. Die Elsässer Dozenten zog es an ihre frühere
Alma Mater zurück. Halber konnte es „zunächst auch kaum fassen, daß der stille
Wunsch langer Jahre nun seine Verwirklichung gefunden“ habe.25’ Er träumte von
einer Anstellung an der traditionsreichen Straßburger Universität.254 Von April bis
November 1940 schwang er sich zu publizistischen Höchstleistungen auf und
veröffentlichte viele Artikel zum Eisass, zu Lothringen und den allgemeinen
Westfragen.255 Anfang August kam er einer Aufforderung des CdZ im Eisass nach
~4) ADM, 1W208: [Ramsauer] Denkschrift [Herbst 1940], 2; cf. ADM, 1W210 [Ramsauer] „Vor¬
anschlag des Lothringischen Instituts für Landes- und Volksforschung für das Rechnungsjahr
1941“; Haushaltsüberwachungsliste Rechnungsjahr 1941, 2. Halbjahr; Wolfanger, „National¬
sozialistische Politik“, 109-10.
~50ADM, 1W208: [Ramsauer] Denkschrift [Herbst 1940], 2.
251 HMP, G/Besprechungsbelege, Mitarbeiter: Emrich an das 3. Grenzinf. Ers. Bat. 125 v.
5.10.1940; cf. Bernhard R. Kroener, „Die personellen Ressourcen des Dritten Reiches im
Spannungsfeld zwischen Wehrmacht, Bürokratie und Kriegswirtschaft 1939-1942“, id., Rolf-
Dieter Müller, Hans Umbreit, Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 5: Organisa¬
tion und Mobilisierung des deutschen Machtbereichs, 1. Halbbd.: Kriegsverwaltung, Wirtschaft
und personelle Ressourcen, 1939-194/, Beiträge zur Militär- und Kriegsgeschichte (Stuttgart:
DVA, 1988), 691-1016, hier 946-47.
HMP, G/Allgemein 1941-42: Kirschner an Emrich v. 12.12.1940, cf. E[mrich] an Wentzcke
v. 2.10.1940.
~5' ADM, 1W234: Halber an Emst Kaußler (Landau) v. 9.8.1940.
254 ADM, 1W236: Halber an Bezirksleitung Westmark der Stagma (Mannheim) v. 24.4.1941.
255 ADM, 1W234: Christian Halber, „Deutsches Land hinter der Maginot-Linie: Das geschicht¬
liche Schicksal des Elsasses und Lothringens“, Rhein-Mainische Sonntags-Zeitung (30.6.1940);
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