Aufbau
In gewisser Weise schloss Emrich an die Grenzlandinstitutsidee aus den Saarab¬
stimmungsmonaten an. Doch war nicht mehr Saarbrücken, sondern Kaiserslautern
als zentraler Wissenschaftsort des Gaues vorgesehen und - was den entscheidenden
Unterschied zur Planung von 1934/35 ausmacht - dem Kaiserslauterer Institut
wurden keine Aufgaben der Grenzdeutschtumsforschung zugewiesen. Die Nähe
der französischen Grenze wurde mit einem Mal nicht mehr als nationalpolitisches,
sondern, wie die Angliederung des Saargebietes, nur noch als wirtschafts- und
sozialpolitisches Problem betrachtet. Außer rein theoretischen Aufgaben hatte das
neue Institut durch die „systematische Durchforschung des gesamten saarpfälzi¬
schen Raumes und Volkes“ die von Landesplanung und Raumordnung benötigten
wissenschaftlichen Strukturunterlagen bereitzustellen, um in diesem Randgebiet
„Siedlungs-, Wirtschafts-, Verkehrs- und allgemeine Volkstumsfragen (wozu vor
allem auch die Fragen der Aus- und Einwanderungen gehören)“ beantworten zu
können. Hierzu war die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft, Gauleitung und
Landesregierungen vonnöten.336 Das Institut sollte „den Mangel einer zusammen¬
fassenden und vor allem richtungweisenden Zentralstelle“ in der Saarpfalz behe¬
ben,3'7 um die „stark zersplitterte landes- und volkskundliche Wissenschaftsarbeit
in Pfalz und Saar zusammenzufassen, einheitlich zu leiten und durch die eigene
Forschung zu verstärken“.338 Es beanspruchte, die „sowohl sachlich gegenständlich,
als auch regional meist zu eng“ begrenzte Forschung der lokalen Vereine mit
Blick auf die gau- und reichsweiten Erfordernisse auszudehnen.339 Um die regionale
wissenschaftliche Zensurgewalt des Institutes durchzusetzen, erwirkte Emrich
eine Verfügung des Gauleiters:
„Das Saarpfälzische Institut für Landes- und Volksforschung in Kaiserslautern ist
die für die Heimatforschung allein zuständige Stelle im Gau Saarpfalz und von
mir beauftragt, für die wissenschaftliche und historisch-politische Zuverlässigkeit
aller zukünftigen heimatkundlichen Arbeiten Sorge zu tragen. Das Institut ist von
Kurt Kölsch, „Grundzüge einer landschaftlichen Kulturpflege“, Schöpferische Westmark:
Reden, Aufsätze, Gedichte, in Zsarb. mit der Deutschen Arbeitsfront N.G. „Kraft durch Freude“
Gaudienststelle Saarpfalz, Geleitw. Wilhelm Westecker, Vom Rhein zur Saar (Neustadt, Wstr.:
Westmark-Verl., 1940), 22-31, hier 29.
LASp, H 3/8009, f. 11: Emrich an Imbt v. 8.5.1936 (zur Vorlage bei der Kreistagsbespre¬
chung), cf. f. 1-2: Emrich an BayKM v. 31.12.1935; BayHStA, MK 15552: Emrich an BayKM
v. 17.12.1935; Christmann an Wolfanger v. 31.7./3.8.1970, 5.
' LASp, H 3/8009, f. 1 : Emrich an BayKM v. 31.12.1935.
"8 HMP, G/Postius 1938: [vermutlich Postius] „Endgültiger Bericht 5.4.1937: Saarpfälzisches
Institut für Landes- und Volksforschung; Kaiserslautern“; cf. Hermann Emrich, „Geistige Ver¬
pflichtung: Bemerkungen zur Errichtung des ,Saarpfälzischen Instituts für Landes- und Volks¬
forschung1 in Kaiserslautern“, Völkische Wissenschaft, 3 (1936/37), 152-56; BayHStA, MK
15552: Emrich, Denkschrift über die PGFW [ca. Aprii 1937], 2-3.
'3y HMP, G/Institutssitzungen: [Emrich] „Der Aufbau der Wissenschaft im Gau Saarpfalz“ [ca.
1938]; cf. Hermann Emrich, „Saarpfälzisches Institut für Landes- und Volksforschung, Kai¬
serslautern“, Abhandlungen zur saarpfälzischen Landes- und Volksforschung, 1 (1937), 267.
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