und beurlaubte ihn zur hauptamtlichen Dienstleistung beim Westmark-Institut/22
Emrich unterrichtete das bayerische Kultusministerium über die beinahe vollende¬
ten Tatsachen. Christmann sei seit Jahren in der volkskundlichen Forschung germa¬
nischen „Erbgutes“ in Glaube, Namen und Brauch tätig. Seine Stelle sei notwendig,
„um das umfangreiche volkskundliche Material im westlichen Raume endlich
planmäßig der wissenschaftlichen Auswertung zuzuführen und gleichzeitig die für
die politische Auswertung entscheidend wichtige Verbindung herzustellen zwischen
der wissenschaftlichen Volkskunde und der praktischen Volkstumsarbeit.“323
München verteidigte seine Etatisierungshoheit über die pfälzischen Beamten:
Eben erst sei für Christmanns Kollegen Fritz Braun von der Mittelstelle Saarpfalz
die Planstelle eines Sachverständigen für saarpfälzische Auswanderungsforschung
eingerichtet worden.'24 Im Krieg sollten neue, nicht der Landesverteidigung die¬
nende Ausgaben nach Möglichkeit vermieden werden. Zumindest sei die Kosten¬
beteiligung der anderen Gebietskörperschaften im Gau anzustreben: „Die West¬
mark umfaßt auch das Saarland und Lothringen. Soll die Pfalz alles zahlen?“325
Anfang April 1942 übersandte das bayerische Kultusministerium dem Reichsstatt¬
halter in der Westmark seine Einwände. Dies war der letzte Streich, den das
bayerische Ministerium gegen die westmärkische Wissenschaftsverwaltung führte
(mit diesem Schreiben schließt die Akte), und dieser Streich traf noch nicht
einmal. München hatte nicht nur die Haushaltshoheit über seinen pfälzischen
Bezirksverband verloren, sondern am Schluss noch das so heftig verteidigte Recht
auf die Ernennung der pfälzischen Beamten,326 denn zur selben Zeit ließ Bürckel
Christmann zu sich bestellen327 und wies den Bezirksverband an, den Volks¬
kundler zu übernehmen.
Nebenamtlich lehrte Christmann 1943-45 auf Vermittlung des Heidelberger Volks¬
kundeprofessors und eifrigen Nationalsozialisten Eugen Fehrle als Honorarprofes¬
sor für Volkskunde an der Universität Heidelberg.328 1944 wurde er als Leiter des
Westmark-Institutes vom Wehrdienst freigestellt.329 Nach dem Zweiten Weltkrieg
BayHStA, MK 15553, Akte Christmann: Entscheidung des Bezirksverbandspräs. v.
2.10.1941; cf. Gaupersonalamt der NSDAP Westmark an GKVW v. 21.11.1941.
32’ BayHStA, MK 15553, Akte Christmann: Generalreferat an BayKM v. 3.10.1941.
324 Volker Rödel, „Partei und staatliche Verwaltung in Joseph [!] Bürckels Machtbereich“,
Zehn statt tausend Jahre: Die Zeit des Nationalsozialismus an der Saar (1935-1945): Katalog
zur Ausstellung des Regionalgeschichtlichen Museums im Saarbrücker Schloß, Hg. Regional¬
geschichtliches Museum, 2., korr. Aufl. (Saarbrücken: Merziger Dr. u. Verl., 1988), 49-59, hier
56; BayHStA, MK 15553, Akte Christmann: Anmerkung des BayMI v. 17.3.1942; cf. GKVW
an BayKM v. 3.10.1941.
325 BayHStA, MK 15553, Akte Christmann: Anmerkung des BayKM v. 17.12.1941 zu GKVW
an BayKM v. 3.10.1941, cf. Anmerkung des BayMF v. 23.3.1942.
326 Rödel, „Behörde“, 300.
327 HMP, G/Besprechungsbelege, LI: Christmann an Halber v. 4.2.1942.
Christmann an Wolfanger v. 31.7./3.8.1970, 1-2.
329 HMP, G/Sach 1943-44: Christmann an Emrich v. 10. u. v. 15.3.1944.
229