kehrte er als Präparandenlehrer an die LBA Kaiserslautern zurück. 1912 erhielt er
einen zweijährigen Studienurlaub und belegte an der Münchener Universität
Deutsche Sprache, Geschichte und Erdkunde und konnte im Sommer 1914 seine
Prüfungsarbeit zum rheinfränkischen Dialekt seiner Geburtsstadt Kaulbach abge¬
ben. 1916 meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst, kämpfte an der Ost- und an
der Westfront, zuletzt als Vizefeldwebel der Reserve, Offiziersanwärter und
Kompanieführer, und wurde dekoriert.* 296 Im Oktober 1918 geriet er in französische
Kriegsgefangenschaft, aus der er erst 16 Monate später entlassen wurde. Im März
1920 kehrte er als Studienrat an die LBA Kaiserslautern zurück.
In München, wo Christmann seine Lehramtsprüfung nachholte, wurde Professor
Carl von Kraus auf ihn aufmerksam und beauftragte ihn, Theodor Zink bei der
Arbeit am Pfälzischen Wörterbuch zu unterstützen. Neben dem Wörterbuch über¬
nahm Christmann in den 1920-er Jahren die rheinpfälzische Kreisstelle des
Atlasses der Deutschen Volkskunde (ADV),297 die sich unter seiner Leitung zu
einer der erfolgreichsten Lokalstellen des ADV entwickelte,298 und nach dem Tod
von Zink 1934 die Leitung der Landesstelle Pfalz des Verbandes für Flurnamen¬
forschung in Bayern und das Pfälzische Flurnamenarchiv.299 Im Frühjahr 1935
wurde die Landesstelle Bayern des ADV samt der pfälzischen Kreisstelle wissen¬
schaftlich der Abteilung Volkskunde des neu gegründeten Reichsbundes für
Deutsche Volksforschung von Alfred Rosenberg unterstellt, drei Jahre später
aufgelöst.300 Christmann war nebenbei pfälzischer Mundartdichter.301
Christmann trat der NSDAP bei, aber nicht wie die Mehrzahl seiner Kollegen erst
nach der nationalsozialistischen Machtübernahme, sondern schon im Oktober
Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, Speyer (Kaiserslautern 8./9. November /985):
Vorträge zur Dialektlexikographie, Sprachgeographie und Volksforschung des Westmitteldeut¬
schen, Hg. Wolfgang Kleiber, Mainzer Studien zur Sprach- und Volksforschung, 11 (Stuttgart:
Steiner, 1987), 149-60. Außer auf die genannten Werke stütze ich mich im Folgenden auf Willi
Alter, „Ernst Christmann und die Pfälzische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften“,
ibid., 1-15; Das große Pfalzbuch, 559; DBA II, 225: 349 und Carl, Lexikon, 99-100.
~93 BayHStA, MK 15553: Akte Christmann: Fragebogen für Beamte und Angestellte v.
5.10.1941.
296 Hesse, Professoren, 219; cf. BayHStA, MK 15553, Akte Christmann: Fragebogen v.
5.10.1941.
297 BayHStA, MK 40391: Dr. Heppner (/IDT-Landesstelle Bayern) an BayKM v. 9.5.1930;
Überweisungen v. Konto Pfalzhilfezinsen auf d. Konto „E. Christmann, ADV“ am 27.3.1931 u.
am 2.5.1933; Christmann an BayKM v. 16.11.1934; Überweisungsauftrag BayKM an Bay.
Staatsbank in Ludwigshafen v. 24.11.1934; cf. LASp, H 3/7979, f. 49-50: Christmann an Reg.
der Pfalz v. 16.9.1929.
~98 BayHStA, MK 40391: Christmann an BayKM v. 16.11.1934.
299 UAHd, H-IV-757/44, f. 28-29: Christmann, Lebenslauf v. 5.1.1941.
300 BayHStA, MK 40391: Heppner an BayKM v. 9.4.1935 u. v. 26.3.1938.
01 Rudolf Post, „Pfälzische Mundart und Mundartdichtung“, Das große Pfalzbuch, Hg. Karl-
Friedrich Geißler, Jürgen Müller, Roland Paul, 7., völlig überarb. Aufl. (Landau: PVA, 1995),
206-16, hier 206-07.
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