er ablehnte, übernahm sein Schüler Raumer die historische Abteilung, in der er
u. a. von Sprater unterstützt wurde.132
Kurt von Raumer
Kurt von Raumer (1900-82),133 Spross der bekannten Gelehrtenfamilie, war einer
jener aufsteigenden Dozenten, denen es gelang, ihre Hochschulkarriere mit dem
Nationalsozialismus zu vereinbaren. Der dekorierte Kriegsfreiwillige beteiligte
sich im Frühjahr 1919 mit dem Freikorps Hierl an der brutalen Niederschlagung
der bayerischen Rate-Republik.134 137 Während er in Augsburg 1919/20 sein Abitur
nachholte, warb Raumer Für die Deutschnationale Volkspartei (DNVP). Im Studium
der deutschen Geschichte an den Universitäten Kiel und München interessierten
ihn am meisten die Westfragen und das Grenzdeutschtum. Er promovierte 1925
bei von Müller und habilitierte sich im Sommersemester 1928 für Mittlere und
Neuere Geschichte bei Oncken an der Universität Heidelberg.13" Für seine na¬
tional zugespitzte Habilitationsschrift über „Die Zerstörung der Pfalz von 1689“
hatte er nur deutsche, aber keine französischen Akten herangezogen.13'’ In Heidel¬
berg trat er eine Privatdozentur an. 1934 übertrug ihm die PGFW die Leitung
ihrer historischen Abteilung. Im Jahr darauf wurde er in Heidelberg zum nicht¬
beamteten außerordentlichen Professor ernannt. Für das Wintersemester 1935/36
und Sommersemester 1936 beurlaubte ihn die Universität Heidelberg für einen
Lehrstuhl am Herder-Institut in Riga.|! Im Dezember 1937 trat Raumer der NSDAP
bei.138 1938 erhielt er ein Ordinariat in Riga, 1939 in Königsberg. 1942 wechselte er
1BayHStA, MK 1 5552: Arbeitssitzung d. ordentl. Mitglieder d. PGFW am 24.3.1934.
111 Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte, begr. v. Hellmuth Rößler u. Günther
Franz, 2., völlig neubearb. u. stark erw. Aufl., Bearb. Karl Bosl, Günther Franz, Hanns Hubert
Hofmann (München: Francke [1973]), 3: 2267-69; W. Weber, Biographisches Lexikon 465-
66; DBA II, 1046: 324; Rudolf Vierhaus, „Nekrolog: Kurt von Baumer (1900-1982)“,
Historische Zeitschrift, 237 (1983), 776-79.
1,4 Cf. Ralf Höher, Der Anfang, der ein Ende war: Die Revolution in Bayern 1918/19 (Berlin:
AtV, 1999), 252-66; Sebastian Haffner, Der Verrat, 3., korr. u. erw. Aufl. (Berlin: Verl. 1900,
1995), 173-74.
lj5 UAHd, PA 5414: [Personalkarte] Raumer, Kurt von, 1939-40, 1-2; cf. Horst G[ünter]
W[olfgang] Nußer, Konservative Wehrverbände in Bayern, Preußen und Österreich 1918-
1933: Mit einer Biographie von Forstrat Georg Escherich 1870-1941, Moderne Geschichte, 1
(München: nusser, 1973), 133.
136 Meinrad Schaab, „Landesgeschichte in Heidelberg“, Geschichte in Heidelberg: 100 Jahre
Historisches Seminar: 50 Jahre Institut für Fränkisch-Pfälzische Geschichte und Landeskunde,
Hg. Jürgen Miethke i. A. d. Direktoren d. Historischen Seminars (Berlin: Springer, 1992), 175-
200, hier 189; cf. Vierhaus, „Raumer“, 778. Die dünne Quellenlage Räumers entging Peter-
Michael Hahn, „Frankreich und das Reich während des 17. Jahrhunderts im Spiegel der deutschen
Geschichtswissenschaft des 19. und 20. Jahrhunderts“, Historische Zeitschrift, 247 (1988), 53-94,
hier 77-78.
137 BayHStA, MK 15552: Arbeitssitzung d. ordentl. Mitglieder der PGFW am 24.3.1934; UAHd,
PA 5414: Raumer, 1; UAHd, 1/104: Huber (BadKM) an Rektor Univ. Heidelberg v. 16.10.1935.
138 BABL, NS15/31, f. 190: Reichshauptstellenleiter Kulturpolitisches Archiv (Paraphe Gk.) an
Vortragsdienst der Abt. 111-Vortragswesen des Deutschen Volksbildungswerks v. 7.10.1940.
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