Philosophie und Weltanschauung durch die PGFW habe ein „übergreifendes
Ganzheitsbewußtsein“ nicht aufkommen lassen. Die historistische Betrachtungs¬
weise mache ,Jede wahrhafte Fruchtbarkeit der Wissenschaft durch eine über¬
triebene Objektivierung und Spezialisierung unmöglich“. Genauso habe die PGFW
die ,,inhaltliche[...] Seite des Volkstums“, die Rassenkunde, vernachlässigt und in
den Naturwissenschaften derart versteckt, dass sie keine Möglichkeit gehabt habe,
„Eigenleben zu entfalten oder das rassische Selbstbewußtsein der Bevölkerung zu
vertiefen“. In Zukunft habe sich die PGFW auf die nationalsozialistische Welt¬
anschauung und Rassenlehre zu beziehen und Philosophie und Rassenkunde als
neue Abteilungen anzugliedern.88
Die nationalsozialistische Weltanschauung stieg unter der Chiffre „Philosophie
und Pädagogik“ zur Leitdisziplin der pfälzischen Wissenschaften auf. Die neue
Abteilung wurde dem nationalsozialistischen Philosophen Professor Eugen
Herrigel unterstellt, der es im Zweiten Weltkrieg zum Rektor der Universität Er¬
langen brachte.89 * Weiter gehörten ihr Emrich selbst und der nationalsozialistische
Gauhauptstellenleiter Studienrat Dr. Fritz Christmann aus Ludwigshafen an.911
Alle Forschungen der PGFW sollten von der philosophischen Abteilung auf die
nationalsozialistische Ideologie ausgerichtet werden.91 Durch eine „umfassende
Planung“ der wissenschaftlichen Arbeit wollte Emrich die Einzeldisziplinen unter
dem „Gesichtspunkt der totalen Wissenschaft“ zusammenfassen und das Arbeits¬
programm der PGFW dem Gedanken der nationalpolitischen Erziehung dienstbar
machen, wozu er die ordentlichen Mitglieder zur Mitarbeit an den Publikations¬
organen der nationalen Bewegung und zur völkisch-weltanschaulichen Schulungs¬
arbeit verpflichtete.92 Auf ihrer Frühjahrstagung 1934 beschloss die PGFW, das
88 BayHStA, MK 15551: Emrich, Neuordnung der PGFW v. 31.7.1933, 2-4; cf. Hermann
Emrich, „Die Wissenschaft in der Zeitenwende“, Völkische Wissenschaft [1] (1934), 8-17, hier
12-13.
89 Eugen Herrigel: * 1884; BDC-WI, Herrigel: Herrigel an Bereichsleiter des Gauschulungs¬
amtes Nürnberg-O. v. 15.9.1943, cf. Heinz Wühr (Gau-Hauptstellenleiter) an Oberbereichs¬
leiter Dr. Lapper (Reichspropagandaleitung - Amt Rednerwesen, München) v. 23.9.1943,
Einladung des Gauschulungsleiters Fink in d. Gauleitung Franken v. 16.3.1942; CDJC,
CXXXIX-57, f. 23-29: Herrigel, „Bemerkungen zu Dr. Schickerts Vortrag ,Die Judenfrage in
wissenschaftlicher Sicht1“ v. Juni 1944. „Notice biographique sur l’auteur“ [article nécrolog.
de VErlanger Tageblatt], Eugen Herrigel, La voie du Zen, notes posthumes recueill. et publ.
par Hermann Tausend avec en appendice „Pratique du bouddhisme Zen“, notes d’Eugen
Herrigel, rassemblées par Gusty L. Herrigel, trad. André et Lucie Guy (Paris: Maisonneuve,
1997), 7-14; DBA II, 569: 145, cf. Eugen Herrigel, Urstoff und Urform: Ein Beitrag zur philo¬
sophischen Strukturlehre, Heidelberger Abhandlungen zur Philosophie und ihrer Geschichte, 8
(Tübingen: Mohr, 1926); id., Die metaphysische Form: Eine Auseinandersetzung mit Kant,
Halbbd. 1 : Der mundus sensibilis (Tübingen: Mohr, 1929).
,0 Fritz Christmann: * 15.5.1893 Föckelberg; BDC, Fritz Christmann: Gau Westmark, Saar¬
pfalz, Rheinpfalz: Diverses, Liste Nr. 11: NS-Mg.-Nr. 1 310 518; BayHStA, MK 15551: Vor¬
schlag zur personellen Zusammensetzung der PGFW, 1.
;l BayHStA, MK 15552: Tätigkeitsbericht Emrichs an BayKM v. 4.7.1934.
92 BayHStA, MK 15551: Emrich, Neuordnung der PGFW v. 31.7.1933, 3-6, Zitate 3-4; cf.
Applegate, Nation, 208-09.
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