schliesslich in der Kenntnis der kulturellen Belange der Saarpfalz liegt.“ Das
Reichsministerium des Innern gab nach.78 * Ebenso wie ein Jahr später die Wehr¬
macht: Emrich wurde „aus zwingenden Gründen der Reichsverteidigung zur
Erfüllung kriegswichtiger Aufgaben der allgemeinen und inneren Verwaltung ent¬
gegen seinen persönlichen Wünschen“ vom Gauleiter unabkömmlich (uk) gestellt/’
Im Sommer 1940 wurde er Leiter der Sachgebiete Kunstförderung und Volksbil¬
dung/Wissenschaft beim Chef der Zivilverwaltung in Lothringen (CdZ)80 und für
die wissenschaftliche Begleitung der Germanisierungen im annektierten französi¬
schen Departement zuständig, wo er im Herbst 1940 in Metz das Lothringische
Institut aufbauen ließ. Am 10. Februar 1943 wurde er als Generalreferent für
Kunstförderung, Volksbildung, Wissenschaft sowie für das Grenz- und Auslands¬
deutschtum im Bereich der Westmark und in Lothringen zum Oberregierungsrat
ernannt.81 Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor er seine Verwaltungsstellung.82
Hermann Emrich starb am 31. Juli 1979 in Grünstadt.82
Vernichtende Kritik
Am 13. Juli 1933 wurde Emrich Präsident der PGFW. Mit ihm konnte Bürckel
Tätigkeit und Forschungsinhalte der PGFW im nationalsozialistischen und per¬
sönlichen Interesse bestimmen. Zu Beginn der „Neuordnung“ der PGFW unterzog
Emrich ihre bisherige Arbeit scharfer Kritik. Die PGFW sei „dem Bewußtsein der
pfälzischen Bevölkerung vollkommen entfremdet“, da sie, so behauptete er, im
Sinne der Regierungspartei BVP „als Kontrolle des pfalz-wissenschaftlichen
Lebens“ aufgetreten sei. Schuld hieran trage die Leitung der PGFW: Präsident,
Generalsekretär und die Mehrzahl ihrer Mitglieder stünden der BVP nahe.84 Der
Vorwurf, sie diene nur den Interessen des rechtsrheinischen Bayern, begleitete die
PGFW seit ihrer Gründung.85 Aus dieser Anklage sprach die pfälzische Angst,
8 BADH, ZA VI 289, A. 3: Jung an Dellbrügge v. 16.10.1939, cf. [Jung] an Regpräs. in Arns¬
berg v. 20.10.1939; cf. Dellbrügge an Jung v. 20.10.1939; cf. RMdl u. a. an Emrich, an
RKSaar, an Regpräs. in Arnsberg v. 8.11.1939: Erlass v. 6.10.1939 aufgehoben; cf. Regpräs. in
Arnsberg an RMdl v. 24.10.1939.
1 BADH, ZA VI 289, A. 3: Dr. Hofmann (i. V. des RKSp), Vermerk v. 6.1.1941; cf. General¬
quartiermeister des OKH an RMdl v. 17.10.1940.
80 Sachgebiete Z-KF u. Z-VW [= Generalreferat für Kunstförderung, Volksbildung und
Wissenschaft des RStH/CdZ]; BADH, ZA VI 289, A. 3: Barth (RStH/CdZ) an RMdl v.
15.10.1942; cf. Führer-Hauptquartier, Ernennungsurkunde v. 10.2.1943.
81 BADH, ZA V 57, f. 157-58: Vorschlag durch den RMdl v. 3.2.1943 u. Ernennung durch
Hitler am 10.2.1943.
8' LASb, NL We 006: Emrich an Staatsanwalt Heinrich Welsch v. 2.5.1947; für den freund¬
lichen Hinweis auf dieses Dokument danke ich Herrn Wolfanger,
8’ Wolfanger an d. Verf. v. 14.10.1996.
84 BayHStA, MK 15551: Emrich, Neuordnung der PGFW v. 31.7.1933, 1; cf. BayKM an
Emrich v. 13.7.1933.
88 BayHStA, MK 15550: Rudolf Thiel, »„Pfälzische Wissenschaft! - Pfälzische Wissenschaft?4
Die Pfälzische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften“, Landauer Anzeiger (10.12.1927),
Nr. 289.
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