Hermann Emrich
Über die westmärkischen Wissenschaften waltete
seit 1933 Dr. Hermann Emrich.64 Er wurde am 6.
Oktober 1901 in Grünstadt geboren. 1921 machte er
in Kaiserslautern das Abitur und studierte darauf
Philosophie, Kunstgeschichte und deutsche Litera¬
turgeschichte in Kiel, München und Heidelberg.65 Im
November 1926 promovierte Emrich mit einer
Arbeit zu Goethe.66 Zwischen 1926 und 1931 war er
freier Schriftsteller.
Mit 19 Jahren kam Emrich zur extremen Rechten.
Als Schüler trat er dem Deutschvölkischen Schutz-
und Trutz-Bund (DvSTB) bei. Diese nach dem
Ersten Weltkrieg gegründete radikal antisemitische,
antidemokratische und antisozialistische Partei mit
geheimbündlerischen Neigungen verlangte von ihren Mitgliedern den Nachweis
arischer Abstammung; ihr Vereinszeichen war das Hakenkreuz. Viele frühe
Nationalsozialisten kamen vom DvSTB her.67 Im August 1931 trat auch Emrich
der NSDAP bei, leistete in ihr Dienst als Gauhauptstellenleiter68 und wurde
Wissenschaftsfachberater des Gaues Rheinpfalz. Nach der Machtübernahme
wurde Emrich zuerst mit der Leitung des Volksbildungsverbandes und bald mit
der Präsidentschaft der PGFW belohnt.69 Der ehemalige Saarpfalzkommissar
Heinrich Jolas sagte Emrich das Geschick nach, „die Dürftigkeit qualliger
Gedänkchen mit einem Schwall volltönender Schlagworte“ aufplustern zu
64 Es gibt keine Biographie Emrichs. Hinweise finden sich bei Muskalla, NS-Politik, 231 Anm.
65 UAHd, H-IV-757/21, f. 43-45: Emrich, Lebenslauf v. 30.7.1926.
66 UAHd, H-IV-757/21, f. 31-32; cf. f. 39-45: Datum des Diploms 7.1.1928. Die Dissertation
wurde als Goethes Intuition, Heidelberger Abhandlungen zur Philosophie und ihrer Geschichte,
14 (Tübingen: Mohr, 1928) veröffentlicht.
67 Uwe Lohalm, Völkischer Radikalismus: Die Geschichte des Deutschvölkischen Schutz- und
Trutz-Bundes 1919-1923, Hamburger Beiträge zur Zeitgeschichte, 6 (Hamburg: Leibniz, 1970),
306-07, 327 u. 444; Willi Krebs, „Deutschvölkischer Schutz- und Trutzbund (DSTB) 1919-1922
(1924) (18. Februar - 1, Oktober 1919: Deutscher Schutz- und Trutzbund)“, Lexikon zur Parteien¬
geschichte: Die bürgerlichen und kleinbürgerlichen Parteien und Verbände in Deutschland
(1789-1945), Hg. Dieter Fricke [et al.], Geschichte der bürgerlichen und kleinbürgerlichen
Parteien und Verbände (Köln: Pahl-Rugenstein, 1984), 2: 562-68; cf. Fenske, „Aufmarsch“, 16.
68 BDC Emrich: NS-Mg.-Nr. 564 705; cf. BADH, ZA VI 289, A. 3, f. 0r-0vv; LASb, MK 5492,
Personalnachweisung Emrich v. 1.4.1935.
69 BDC, Emrich (PVFV1993): Kölsch an Schemm v. 22.3.1933: Bericht; cf. Lothar Meinzer,
„Die Pfalz wird braun: Machtergreifung und Gleichschaltung in der bayerischen Provinz“, Die
Pfalz unterm Hakenkreuz: Eine deutsche Provinz während der nationalsozialistischen Terror¬
herrschaft, Hg. Gerhard Nestler, Hannes Ziegler (Landau: PVA, 1993), 37-62, hier 57;
BayHStA, MK 15551: Kölsch (Vbv.) an BayKM v. 22.3.1934. Applegates, Nation, 219 Be¬
schreibung Emrichs als „the Pfalz’s Dr. Goebbels“ war leicht übertrieben.
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