in der Pfalz eine eigene Initiative entgegenzustellen. Seit dem Sommer 1924 hatten
sich die Verhältnisse in den linksrheinischen Gebieten etwas normalisiert. Im
Dezember wurde de Metz als Provinzdelegierter abberufen.18 Mitte der 1920-er
Jahre verlor die französische Rheinpolitik allgemein an Gestaltungsfähigkeit und
wurde von der deutschen Kulturpolitik zurückgedrängt; die Jahrtausendfeier der
Rheinlande 1925 war sinnfälliger Ausdruck dieser Kräfteverschiebung.
Länderpolitisch musste das Münchener Kultusministerium badische Ansprüche
auf die Pfalz abwehren.19 Baden wollte die bayerische Schwäche auf dem besetz¬
ten linken Rheinufer ausnutzen und die kulturellen Kontakte zur Pfalz intensivie¬
ren. Pläne für einen „Rheinlandausschuss“ der Universität Heidelberg knüpften
schon vor der Ruhrkrise an die alten akademischen Verbindungen zur Pfalz an.20
1924 war ein Institut für pfälzische Landeskunde an der Universität Heidelberg
geplant. Getragen wurde dieses Vorhaben von Prof. Dr. D. Daniel Häberle, der
dem Institut seine wertvolle Bibliothek zukommen lassen wollte, und dem Heidel¬
berger Geologen Victor Goldschmidt.21 München misstraute Professor Gold¬
schmidt, hatte er doch „niemals einen Hehl aus seiner wenig bayernfreundlichen
Gesinnung“ gemacht.22 Die bayerische Staatsregierung vermutete hinter der
Heidelberger Institutsgründung „weitgesteckte staatspolitische Absichten“ Badens
und sah die bayerische Hoheit über die Pfalz gefährdet.2'
Nun war Eile geboten. Die drei Pfälzer im Bayerischen Kultusministerium,
Staatsminister Franz Matt, sein Stellvertreter und sein Pfalzreferent, nach Kräften
gefördert durch den pfälzischen Regierungspräsidenten Jakob Matheus, peitschten
innerhalb weniger Monate die Errichtung der PGFW durch die Haushalts¬
beratungen.24 Um bei der französischen Besatzungsbehörde keine schlafenden
Hunde zu wecken, hatte sich Matheus dafür entschieden, den einen staatlichen
Zusammenhang evozierenden Namen „Pfälzische Kommission“ durch die leise
Bezeichnung „Pfälzische Gesellschaft“ zu ersetzen. Vorstand und Mitglieder der
PGFW wurden vom bayerischen Kultusministerium bestimmt, der pfälzische
18 1923/24, 250.
19 BayHStA, MA 107932: Matt (BayMK) an BayFM v. 21.11.1924.
20 Applegate, Nation, 138; cf. 1923/24, 86.
21 Victor Mordechai Goldschmidt: Mineraloge, * 1853 Mainz, t 1933 Salzburg; Ferdinand
Herrmann, „Goldschmidt, Victor Mordechai“, Neue Deutsche Biographie, hg. v. d. Histori¬
schen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Berlin: Duncker &
Humblot, 1964), 6: 612.
2 BayHStA, MA 107932: Dr. Knoch (Gesandtschaftsrat in Baden) an BayMA v. 20.12.1924
23 BayHStA, MA 107932: Matt (BayKM) an BayMA v. 21.11.1924; cf. BayHStA, MK 15549:
Reismüller an ORR Decker (BayKM) v. 3.1.1925; W. Eger, „Quellen“, 22-23.
4 Baumann, „30 Jahre“, 12; cf. 150 Jahre Bayerisches Kultusministerium: Eine Dokumenten-
ausstellung des Bayerischen Hauptstaatsarchivs, Konzept, u. Bearb. Stefan Thiery, Bayeri¬
sches Hauptstaatsarchiv, Kleine Ausstellungen, 6 (München: [BayHStA] 1997), 28-29; Das
große Pfalzbuch, 651; 1923/24, 86.
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