mit der PGFW und der Universität Heidelberg errichten lassen wollte.67' Doch ein
Saarbrücker Grenzlandinstitut wurde nicht realisiert. Desgleichen scheiterten ähn¬
liche Ambitionen Freiburgs und Heidelbergs. Ein revisionistisches Forschungs¬
institut wenige Kilometer vor der Grenze wagte die deutsche Außenpolitik Mitte
der 1930-er Jahre nicht. Es hätte die Französischen Zweifel am defensiven
Charakter der deutschen Außenpolitik verstärkt.677 678 Walter Platzhoff, der neue
Rektor der Universität Frankfurt, hielt eine Verlegung des ELI nach Saarbrücken
für „eine nicht geringe Belastungsprobe Für die vom Führer immer wieder
verkündete Politik einer Verständigung mit Frankreich“.679 Vor allem mussten die
Berliner Ministerien die Interessen des Instituts wahren, das mit einem Umzug an
die Grenze seine jungen Kontakte zu den französischen Forschungseinrichtungen
in Elsass-Lothringen gefährdet hätte. Für die Besserung des grenzüberschrei¬
tenden Wissenschaftsaustausches war dem Auswärtigen Amt daran gelegen, den
Schein einer politischen Neutralität des ELI zu wahren:
„Ich darf auch daraufhinweisen, daß die wertvolle Verbindung des Instituts nach
Elsaß-Lothringen hin und seine Verbindung mit wissenschaftlichen elsa߬
lothringischen Kreisen und auch mit französischen wissenschaftlichen Stellen
durch eine derartige Regelung bedroht würde. Es ist selbstverständlich, daß der
Zweck der Gründung des elsaß-lothringischen Instituts ebenso wie sein ganzes
Wirken sich nicht nur auf eine rein wissenschaftliche Tätigkeit beschränkt,
sondern daß seine Arbeit bewußt im nationalen Interesse und zum nationalen
Nutzen erfolgt. Eine ungestörte Fortsetzung dieser bis jetzt schon außerordentlich
ersprießlichen Tätigkeit ist m. E. aber nur dadurch gewährleistet, daß nach außen
hin in völlig einwandfreier Weise der rein wissenschaftliche Charakter des
Instituts und seine wissenschaftliche, künstlerische und volkskundliche Beschäf¬
tigung mit der Geschichte zweier alter deutscher Volksstämme und Länder, die in
677 StdASb, Großstadt/6259, f. 46: Ludowici an OB Dürrfeld v. 15.5.1935.
678 Akten der Reichskanzlei: Regierung Hitler, T. 1, 2: 1025, Dok. 270: Aufzeichnung des
Minrat. Thomsen über eine Unterredung des Reichskanzlers mit Chastenet (Direktor des
Temps) am 13.12.1933; 1145-46, Dok. 305: Unterredung des Reichskanzlers mit Lord Privy
Seal Eden am 20.2.1934; Michael Burleigh, „Scholarship, State and Nation, 1918-45“, The
State of Germany: The National Idea in the Making, Unmaking and Remaking of a Modern
Nation-State, ed. John Breuilly (London: Longman, 1992), 128-40, hier 134; Herb, Under the
Map, 158-59; Mechtild Rössler, „Wissenschaft und Lebensraum'’: Geographische Ostfor¬
schung im Nationalsozialismus: Ein Beitrag zur Disziplingeschichte der Geographie (Berlin:
Reimer, 1990), 67-69; cf. PAAA, R 60275, f. E 062272-76: Vahlen (RuPrMWEuV) an AA v.
9.5.1936, Panzer u. Engel v. 10.3.1936; Weßbecker, „BDW“, 316-17; [Robert Wagner, Robert
Emst] „Die Ansprachen des Chefs der Zivilverwaltung im Elsaß und des Bundesleiters bei der
Feierstunde im Straßburger Rathaus“, Der Bund der Elsaß-Lothringer im Reich am Ziel: Die
Vertretertagung in Straßburg und Metz am 13. und 14. September 1941, für den Inhalt ver-
antwortl. Karl Brill (Straßburg: Straßb. Neueste Nachrichten, 1941), 15-18, hier 15 (Wagner);
Paul Schall, „Elsässer diesseits und jenseits“, ibid., 20-22, hier 20.
679 Platzhoff, Ende 1934; zit. nach Hammerstein, Goethe-Universität, 402.
167