eine Ortsgruppe des VDA konstituierte, schlugen in Paris die Alarmglocken: „II se
pourrait enfin qu’elle étende son action en dehors même des limites du Territoire et
devienne un des points stratégiques de l’influence allemande en Alsace-
Lorraine.“* 658 Ab Mitte der 1930-er Jahre machte die NS-Propaganda Gebrauch von
Saarbrückens Ausstrahlungskraft und führte beim Saarbrücker Sender lothringische
Sendungen ein.659 Lin Saarbrücker Grenzlandinstitut hätte also günstige Voraus¬
setzungen tür eine erfolgreiche Kulturpolitik in der Ostmoselle gehabt.
Bürgermeister Neikes leitete Santés und Bongards Anregungen zu einer „einheit¬
lichen Grenzforschung zwischen Saar und Rhein“ an Neustadt und Berlin weiter
und sprach Anfang Oktober 1934 bei Bürckel vor. Bürckel, dessen Gaukultur¬
arbeit die Erinnerung an Elsass-Lothringen wach hielt, schaltete sich sogleich in
die Verhandlungen ein.660 In Berlin sprach Neikes wiederholt bei den zuständigen
Reichs- und preußischen Ministerien vor.661 Im Reichsministerium des Innern
erfuhr Neikes zu seiner Enttäuschung, dass das ELI keine staatliche Einrichtung,
sondern ein vom Reich bezuschusster privater Verein sei, dem der Umzug in eine
andere Stadt nicht befohlen werden könne. Donnevert vertröstete Saarbrücken auf
die Mitgliederversammlung des Instituts. Das Saarbrücker Vorhaben, das ELI mit
einer HfL zu verbinden, hielt er für aussichtsvoll, da es auf diese Weise wie in
Frankfurt mit geringem Personalaufwand weitergeführt werden könne. Das Ver¬
langen der Stadt Saarlouis nach dem ELI und einer HfL konnte vor Donnevert,
obwohl selbst aus der Saarlouiser Gegend stammend, nicht bestehen, da „in der
ruhigen und ziemlich toten Stadt Saarlouis eine Grundlage weder für eine Lehrer-
Akademie noch für ein Grenzlandinstitut gegeben sei“.662
Während sich Neikes mit Berlin beriet, bemühte sich Sante um die Unterstützung
von Robert Ernst und dem BDW663 und umwarb die pfälzische Gauleitung. Um
dieser die Aufnahme des Frankfurter Instituts schmackhaft zu machen, würzte er
France 16, f. 39: MAE an Sûrété générale v. 23.3.1926; cf. f. 41 u. 42: MAE an Gendir. des
Elsass-Lothringen-Dienstes [o. D.] u. v. 25.3.1926; AAE France 17, f. 129: Poincaré an MAE
v. 1.12.1926, f. 142: MAE an Morize v. 21.12.1926.
658 AAE, Sarre 117, f. 208: Vaysset an MAE v. 28.9.1928; cf. f. 209: Übs. aus d. Saarbrücker
Zeitung (25.9.1928); f. 216v-217: Morize an Briand v. 31.10.1928.
659 ADM, 1W254: Angelika Merkelbach-Pinck, „Vom Sammeln des lothringischen Volksgutes
bis zum Buch“, Kölnische Volkszeitung ( 15.5.1941).
660 HessHStA, 1150/63: Sante, „Anlage I“, v. 21.1.1935, 2; cf. HessHStA, 1150/63: Bongard u.
Sante an Neikes v. 3.9.1934, 3; Fenske, „Rheinkreis“, 216; Kurt Kölsch, „Die Wissenschaft im
Gesamtgefüge der Kultur“, Völkische Wissenschaft [1] (1934), 17-21, hier 20; StdASb,
Großstadt/3390: Bürckel an Neikes v. 9.10.1934.
661 Mitte Oktober 1934 ORR Vollert im RMdl, mit Geheimrat Gürich im RPrMWEuV und mit
Saar-Assessor Heinrich Schneider im PrMdl; HessHStA, 1150/63: Neikes, Verhandlungen be¬
treffend Verlegung des ELI v. 12.10.1934 mit Gürich, Donnevert und Holfelder; StdASb,
Großstadt/3390: Neikes an Bongard v. 17.12.1934, S 2.
662 HessHStA, 1150/63: Neikes, Verlegung des ELI v. 12.10.1934, 3; cf. StdASb, Gro߬
stadt/3390; Linsmayer, Politische Kultur, 501.
663 HessHStA, 1150/63: Sante an Emst v. 29.1.1935, Emst an Sante v. 1.2.1935.
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