Full text: 75 Jahre Saar Ferngas AG

den industriellen E nergieprodu^enten an schloss und damit von diesem abhängig 
machte"A 
Diese neue Qualität bedingte den Sprung der Gasbeleuchtung aus Häu¬ 
sern, Gebäuden und Fabrikanlagen in den öffentlichen Raum» auf Stra¬ 
ßen, Plätze und Brücken. Im Gegensatz zum damaligen Stand der 
Gastechnik, die davon ausging, dass jedes zu versorgende Gebäude eine 
eigene Gasfabrik besitzen sollte, setzte sich der Ansatz durch, größere 
Versorgungsgebiete von einer einzigen Gaszentrale aus zu beliefern. 
Auch dieser Schritt gelang zunächst in England. Bereits 1808 beschloss 
dort eine kleine Aktiengesellschaft um den Spekulanten Friedrich Al¬ 
bert Winsor, in einem Stadtteil von London aus Werbegründen einige 
Gaslaternen aufzustellen. Die Gesellschaft scheiterte 1809 jedoch mit 
ihrem Antrag beim Parlament, die Gesellschaft in eine "London & 
Westminster Chartered Gaslight & Coke-Company" umzuwandeln und 
eine Konzession für die Beleuchtung von ganz London zu bekommen. 
Die Parlamentarier fürchteten insbesondere die mögliche Feuer- und 
Explosionsgefahr, die Hitze- und Geruchsbelästigung sowie die städte¬ 
baulichen Eingriffe und lehnten den Antrag der Gesellschaft ab.93 94 95 Zu¬ 
dem drohten Laternenputzer und Ölhändler Einkommens- und Ab¬ 
satzeinbußen. Nachdem Winsor immer wieder die Bedeutung und 
technische Unbedenklichkeit der Gasbeleuchtung propagiert hatte, er¬ 
hielt die Gesellschaft 1812 das Privileg zur Gründung der Gesellschaft: 
"Als die Gasprivilegiumsfrage diesesmal vor dem Parlament verhandelt wurde, war 
der Stand der Sache im ganzen viel günstiger; in der öffentlichen Stimmung war ein 
starker Umschwung eingetreten, man hatte sich besonders von Seiten der Kaufleute 
von der Nützlichkeit, von Seiten der Polizei von der ausserordentlichen Wichtigkeit 
für die öffentliche Sicherheit sowie überhaupt von der Ausführbarkeit überzeugt und 
war bereit, dafür Zeugnisse aufzustellen"A 
Auch spielten die positiven volkswirtschaftlichen Effekte bei der Ent¬ 
scheidung eine große Rolle. Das Wohlbefinden einzelner Städte sei 
umso höher, je größer die Aktivitäten in neuen Erwerbszweigen sei: 
"Der Plan, Häuser, Straßen und Maufacturen mittelst des, durch die Destillation 
der Steinkohlen zu erhaltenden Gases zu erleuchten, verspricht es, die Wohlfahrt der 
93 Schivelbusch (1983), S. 252; Schilling (1879), S. 4 sieht in der Zentralisierung den 
wesentlichen Vorteil der Leuchtgastechnik: "... aber ein drittes Moment, nemlich dass 
die Gasbeleuchtung nach ihrer gegenwärtigen Bedeutung den Umfang ganzer Ge¬ 
meinwesen in dem Beleuchtungsgeschäft nach den Grundsätzen der Association zu¬ 
sammenbegreift, verweist sie entschieden unter die Erfindungen höherer Ordnung". 
94 Vgl. Knapp (1859), S. 44; Schilling (1879), S. 10; Wehrmann (1958), S. 14 
95 Schilling (1879), S. 11; auch Kuhn (1905), S. 59 
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