Apotheker Christian Erxleben 1790 in Landskron. In Minden kaufte
1790 die örtliche Ressourcengesellschaft ein Gesellschaftshaus, in dem
sich neben einem Wohntrakt auch eine Scheune sowie eine kleine Gas¬
fabrik befanden.84
Der Sprung vom Gaslicht zu einer regelrechten Gasbeleuchtung be¬
stand darin, dass die bestehende Beleuchtung verbessert werden sollte,
und zu diesem Zweck eine Einrichtung geschaffen wurde, bei der Gas¬
erzeugung und Gasverwendung sowohl örtlich als auch zeitlich ausein¬
ander fielen.85 Die Gasbeleuchtung durchlief vier Entwicklungsstufen,
bis sie sich - von einzelnen Räumen und Häusern ausgehend - den um¬
gebenden Raum angeeignet und sich flächendeckend als Technik
durchgesetzt hatte.
Die erste Stufe bestand in der Beleuchtung von Häusern. Eine solche
Einrichtung richtete erstmals der englische Bergbeamte William Mur-
doch ein. Er führte zunächst systematische Versuche mit der Destilla¬
tion von Steinkohlen, Torf, Holz und anderen Brennmaterialien durch.
Dabei stellte sich heraus, dass Steinkohlengas über die beste Leucht¬
kraft verfügte. Das Gas sammelte er in Schweinsblasen und installierte
1792 von seinem Laboratorium ausgehend ein Leitungssystem zur Be¬
leuchtung seines Hauses.86 Gleichzeitig gelang auch dem deutschen
Bergkommissionsrat Wilhelm August Lampadius, die bei der Erhitzung
von Steinkohle und Holz entstehenden Gase zur Beleuchtung seines
Hauses zu nutzen.87 Auch in Frankreich konzentrierte sich das Gasbe¬
leuchtung anfangs auf Häuser. Dort entwickelte der Ingenieur Philipp
Lebon um 1790 einen Apparat, der zugleich Wärme, Kraft und Licht
spenden sollte.88 Der Apparat, die so genannte Thermolampe, kam zu¬
84 Vgl. Stadtwerke Minden GmbH (1990), S. 18 f.
83 Nach Knapp (1859), S. 35 ist die Gasbeleuchtung, "rein technisch genommen,
diejenige Art der Beleuchtung, bei welcher die Entwicklung des brennbaren Gases
zum Behuf der Lichtentwicklung in Ort und Zeit weit auseinanderliegen, und eben
diese Trennung in Ort und Zeit ist ausserordentlich prägnant". Definition wörtlich
übernommen von Schilling (1879), S. 4.
86 Vgl. Blochmann (1871), S. 1; Wehrmann (1958), S. 11
87 Vgl. Rutter (1835), S. 3; Thau (1935), S. 135
S8 Die Thermolampe war ein kleines Gaswerk im Haus. "Es war ein Küchenofen mit
einer Rostfeuerung, und über der Feuerung war eine Retorte eingebaut, die von oben
mit Holzstückchen beschickt wurde. Da diese Einrichtung gleichzeitig der Raumhei¬
zung diente, wurde das in der Retorte aus dem Holz entbundene Gas durch Rohre in
einer an anderer Stelle vorgesehenen Behälter geleitet, in dem es das darin befindliche
Wasser verdrängte."; vgl. Thau (1935), S. 134 f.
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