Full text: 75 Jahre Saar Ferngas AG (38)

als die von Öllampen und Kerzen, es musste leicht anwendbar, hand¬ 
habbar und vor allem ungefährlich sein.75 
Diesen möglichen Vorteilen des Leuchtgases standen jedoch vor allem 
in den Anfangsjahren eine Reihe technischer Schwachstellen gegenüber. 
Die Rohrleitungen waren oftmals undicht und verstopft, die Gasuhren 
zu klein bemessen oder im Winter der Gefahr ausgesetzt, dass sie 
einfroren. Die Gaslichter brannten infolgedessen oft matt und trübe, 
die Flammen zuckten stoßweise oder erloschen ganz. Mangelhafte 
Druckregler, ungenügender Gasvorrat sowie das Einfrieren der Gasbe¬ 
hälter bildeten erzeugerseitig Faktoren, die zur völligen Fanstellung der 
Gaslieferungen führen konnten.76 
Auch hatte sich die Gastechnik mit verschiedenen Vorurteilen ausein¬ 
ander zu setzen, so u.a. "das Gas verderbe die Guß und trockne sie aus". Un¬ 
tersuchungen ergaben aber, dass die Bildung von C02 nicht höher als 
bei anderen Beleuchtungsmitteln lag. Dagegen stellte die Beseitigung 
des Schwefelwasserstoffs aus dem Leuchtgas bis weit in die Mitte des 
19. jahrhunderts ein ungelöstes Problem dar. Weiterhin hatte das Gas¬ 
licht mit dem Vorurteil zu kämpfen, es wirke sich nachteilig auf die Au¬ 
gen aus. Aber auch diese Behauptungen wiesen führende Gastechniker, 
wie Blochmann zurück: "Die Erfahrungen liefern im Gegentheil den Beweis, 
daß seitdem die Gasbeleuchtung überhaupt, und besonders in Schulen eingeführt, 
eine Schwächung des Gesichts viel seltener beobachtet wird, als bei der früheren 
schwachen und ungenügenden Kerpen- und Eampenbeleuchtungf. H 
75 Zu den Vorteilen der Gastechnik: Accum (1815), S. 4 f.; Blochmann (1871), S. 37; 
Schilling (1879), S. 4; Böhm (1905), S. 365 ff. 
76 Vgl. Ilgen (1874), S. 201 ff. 
Vgl. Blochmann (1873), S. 48; nach seinen Berechnungen war das Verhältnis von 
Leuchtmittel und Bildung an Kohlensäure wie folgt (bei Erzeugung derselben Licht¬ 
menge): 
Talgkerzen 
Stearinkerze 
Wachskerze 
Wallratkerze 
Paraffinkerze 
Petroleum 
Leuchtgas 
247 Liter oder 
177 
167 
149 
127 
100 
141 
6,18 %o stündl. Zuwachs CCE 
4,42 
4,175 
3,74 
3,48 
2,50 
1,97 
78 Blochmann (1873), S. 49; auch Böhm (1905), S. VII ff. 
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