versuchte der Rauch- und Geruchsbelästigung durch Beimischung von
Schwefelsäure (Vitriolöl) zu begegnen.61 Das so behandelte Öl hieß
"gereinigtes” oder "geläutertes" ÖL
Auch Talgkerzen als dritte Art der Beleuchtung kamen in Frage. Diese
Technik kam in Europa zwar erstmals im 2. Jahrhundert auf, doch galt
sie zunächst als reiner Luxusartikel. Erst ab dem 9. Jahrhunciert ver¬
breitete sich das Herstellungsverfahren dergestalt, dass die Erzeugung
von Talglichtern aus dem Fettgewebe von Rindern, Ziegen und Ham¬
meln Allgemeingut war. Zu diesem Zweck stand in den meisten Haus¬
halten ein so genannter Schmerkübel, in dem die Fettreste vom
Schlachten und von Mahlzeiten gesammelt wurden. Den Inhalt erhitzte
man wöchentlich in eigenen Brennnäpfen. Nach dem Erkalten der
Masse legte man einen Docht hinein, der mit seinem Ende aus der
Fettschicht herausragte.62 Es ist leicht nachvollziehbar, dass die daraus
gewonnene Beleuchtung weder in hygienischer Hinsicht noch in Hin¬
blick auf die Lichtausbeute höheren Ansprüchen genügte. Der Talg war
leicht schmelzbar, weshalb die selbstgefertigen Kerzen meistens schief
brannten und ausliefen.63
Da die Beleuchtungsmittel sehr arbeitsaufwendig herzustellen waren
und mitunter Mängel aufwiesen, bildete sich nach und nach ein eigenes
Gewerbe heraus, von dem die Konsumenten die Beleuchtungsmateria¬
lien ähnlich wie Kleidungsstücke, bestimmte Lebensmittel oder Haus¬
haltsgeräte gegen Tausch oder Geld erwerben konnten. Auch in der
Saarregion bestand ein derartiges Gewerbe: 1845 errichtete das Han¬
delshaus Couturier und Companie aus Saargemünd in Hanweiler eine
Talglichterfabrik und Seifensiederei. Fahrende Händler vertrieben die
Produkte auf dem Land.64
Die Seifensieder perfektionierten die Herstellung der Talglichter syste¬
matisch. Eugene Peclet hat die Herstellungsprozedur detailliert be¬
schrieben:65 Die Hautschichten, die den Talg enthielten, schnitt man
zunächst in kleine Stücke und siedete diese in einem Kupferkessel.
Durch die starke Erhitzung löste sich der Talg und lief durch ein Sieb in
ein Gefäß. Die im Sieb verbliebenen Hautreste wurden in einen Sack
gegeben und ausgepresst, sodass das restliche Fett gewonnen werden
konnte. In den Gefäßen setzte sich der Talg von den "fremden Sub-
61 Vgl. Ilgen (1874), S. 13
62 Vgl. Kuhn (1905), S. 14
63 Vgl. Knapp (1859), S. 5
64 Saarbrücker Anzeiger vom 11.3.1845
65 Vgl. im Folgenden: Peclet (1854), S. 56 ff.
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