um diese "bei der Stange zu halten",75 Aus Sicht der kommunalen Ver¬
sorgungsunternehmen besteht der eigentliche strategische Vorteil darin,
dass diese in der Lage sind, zwischen zwei Anbietern auszuwählen: "Mit
den Lieferangeboten wurde die monopolartige Struktur des Marktes verändert,
erstmals konnten Kunden ^wischen sprei Anbietern wählen"d6 77 Da die Ruhrgas
mit der Inbetriebnahme weiterer Wingas-Leitungen befürchten musste,
den kommunalen Versorgern günstigere Einkaufskonditionen zugeste¬
hen zu müssen oder diese gänzlich zu verlieren, modifizierte Ruhrgas
seine GeschäftsstrategieV Entsprechende Äußerungen von Vertretern
der Wingas deuten darauf hin, dass sich Ruhrgas verstärkt darum be¬
mühte, sich in kommunale Gasversorger einzukaufen, um über diesen
Weg die Gasbeschaffung zu bestimmen. Wingas konnte neue Liefer¬
verträge fast nur mit rein kommunalen Stadtwerken abschließen. Sobald
E.On, RWE oder andere Energieriesen Anteile hielten, blieben die
Türen für Wingas verschlossen.78 Insofern schränken wiederum die
Minderheitsbeteiligungen an kommunalen Versorgern den Wettbewerb
ein: „Durch die vertikalen Beteiligungen sichern sich die Lerbunduntemehmen ih¬
ren Strom— und Gasabsatg und bauen ihre Marktmacht auf den Energiemärkten
weiter aus. Die wettbewerblichen Marktverschlusswirkungen ergeben sich dabei aus
der Bündelwirkung vieler kleiner Beteiligungen, die isoliert betrachtet unbedeutend
wären. Obwohl das Bundes kartellamt von einem marktbeherrschenden Dyopol aus
E.On und RWE auf der Lerbundebene ausgeht, wurde der Beteiligungserwerb nur
in s(wei Fällen untersagt, da die Umsätze in vielen Fällen unterhalb der Bagatell-
marktgrenge liegen und die Zusammenschlüsse von der Eusionskontrolle nicht er¬
fasst werden“A Die Monopolkommission schlägt deshalb im Übrigen
vor, mittels einer Gesetzesänderung dem Bundeskartellamt zu ermögli¬
chen, neben Einzelfallprüfungen auch Gesamtstrategien zu prüfen und
die Bagatellmarktgrenze außer Acht zu lassen.
7^ Wintershall GB 1994, S. 7 ff.; Frankfurter Allgemeine Ztg. vom 26.5.1995: Ruhr¬
gas-Betriebsergebnis spiegelt verschärften Wettbewerb wieder; Frankfurter Allgemeine
Ztg. vom 12.6.1996: Die Ruhrgas hält die Reform des deutschen Gasmarktes für
schädlich; Frankfurter Allgemeine Ztg. vom 23.7.1996: Wintershall: Die Erdgaspreise
sind zu hoch; Frankfurter Allgemeine Ztg.: Wingas beginnt mit dem Bau der Jagal-
Nord-Erdgasleitung
76 Wintershall GB 1994, S. 10
77 GWF, 131. Jg. (1990), Nr. 2, S. 109; Wintershall AG: Geschäftsbericht 1994, S. 7
ff.; Frankfurter Allg. Ztg. vom 24.1.1996: Wintershall gibt Gazprom Milliardenkredit
7^ Financial Times Deutschland vom 21.3.2002: Wintershall beklagt Verflechtung der
Konkurrenz mit Stadtwerken
^ Monopolkommission: Pressemitteilung vom 9.7.2004
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