eigenen Energiebedarf zu sichern, die Abhängigkeit vom Nahen Osten
zu vermindern und Irans Gaslieferungspläne nach Europa so weit als
möglich zu unterlaufen. Eine schon geplante Trasse von Aserbeidschan
durch den Iran zum Persischen Golf konnte die USA bereits verhin¬
dern.61 62 Die energiepolitischen Strategien der USA bilden jedoch nur ei¬
nen Teil der amerikanischen Interessen im Nahen Osten und der Re¬
gion zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer: „Nicht nur wirtschaft¬
lich, auch militärisch setzten sich die USA in diesem einstigen Hinterhof Moskaus
fest: US-Soldaten sind bereits in Georgien stationiert, um Tiflis' Truppen in der
Terrorbekämpfung ausgubilden. Doch kann sich Washington nicht auf stabile Re¬
gierungen stützen — der kommende Olboom droht die Tendenz gu feudalistischen
Autokratien noch gu verstärken62 Gerade wegen seiner hohen Abhängig¬
keit von russischem Erdgas steht die EU deshalb vor der zentralen
Aufgabe, die Isolationspolitik der USA gegenüber dem Iran nicht mit¬
zutragen, sondern sich stärker um Lieferverträge mit dem Iran zu be¬
mühen.
2, Vom Gasunternehmen zum integrierten Energiekonzern
Die Entwicklung auf dem internationalen Gasmarkt geht seit Anfang
der 70-er Jahre einher mit weit reichenden Umbrüchen der Gas- und
Elektrizitätswirtschaft in der Bundesrepublik und Westeuropa. Diese
sind geprägt von der wachsenden verdkalen Verflechtung zwischen
Vorlieferanten, Regionalversorgern und Stadtwerken sowie der hori¬
zontalen Verflechtung und Verschmelzung zwischen der Gas- und
Elektrizitätswirtschaft. Schreitet auf der einen Seite die Konzentration
innerhalb des Energiesektors weiter voran, gibt es mit dem Auftreten
neuer Anbieter wie etwa der Wingas Tendenzen hin zu einem "Gas-zu-
Gas-Wettbewerb", was den Konzentrationstendenzen entgegenwirkt.
Seit Anfang der 70er-Jahre baute die RAG ihre unangefochtene Posi¬
tion im Erdgasimport, im Gastransport und in der Speicherung kond-
nuierlich aus. Da es den Regionalversorgern umgekehrt nicht gelang, zu
eigenständigen Vertragsabschlüssen mit ausländischen Lieferanten zu
G Müller (2002); Financial Times Deutschland vom 10.7.2000: Finergieversorger: Die
neue Macht des russischen Imperiums; Handelsblatt vom 11.6.2001: Russlands Gas¬
markt soll liberalisiert werden; Sedeek (2000); Gammelin (2003)
62 Frankfurter Allgemeine Ztg. vom 28.3.2002: Die Gasleitung von Iran in die Euro¬
päische Union kommt voran; Handelsblatt vom 10,7.2003: USA und Russland ringen
um Gasvorräte
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