Stammkapital der SFG. Damit entfiel zugleich eine elementare Grund¬
lage der Südgas, deren Gründung ja mit der expliziten Zielsetzung er¬
folgte, ein Gegengewicht zur Ruhrgas zu etablieren und durch den ge¬
meinsamen Gaseinkauf und Gastransport die süddeutschen Versor¬
gungsunternehmen von den Lieferungen der Ruhrgas ein Stück unab¬
hängiger zu machen und zu eigenständigen Vertragsabschlüsse mit
ausländischen läeferanten zu kommen. Des Weiteren zielten die Über¬
legungen gerade der bayerischen und baden-württembergischen Gas¬
versorgungsunternehmen dahin, über die SFG auch den wichtigsten
Anteilseigner, die staatliche Saarbergwerke AG als Kooperationspartner
miteinzubinden. "Mit der 74 Prozent im Bundesbesitz befindlichen einzigen
großen Bergwerksgesellschaft in Südmstdeutschland hätten die Gasgesellschaften den
wohlwollenden, finanziell aber bislang zurückhaltenden Bund mit am Tisch,
Zugleich aber auch Zugang zu den weiteren Entwicklungen im Kohlebereich, bei¬
spielsweise bei der Kohleverflüssigung oder Kohlevergasung“37 Vor allem für den
sehr kostenträchtigen Leitungsbau im Zusammenhang mit den beab¬
sichtigten Erdgaslieferungen aus Algerien beanspruchten die süddeut¬
schen Länder hohe finanzielle Zuschüsse des Bundes; im Rahmen einer
losen Einkaufsgesellschaft hingegen wären diese strategischen Vorteile
weggefallen. Schließlich entspannten sich im Zuge weiterer Erdgas¬
funde in der Sowjetunion und der Nordsee auch die Versorgungslage
und die Notwendigkeit eines gemeinsamen Vorgehens, sodass stärker
regionalpolidsche Einzelinteressen durchschlugen. Beispielsweise konn¬
ten sich die Wirtschaftsminister von Bayern, Baden-Württemberg und
des Saarlandes nicht einmal auf den Sitz einer zukünftigen "Südgas" ei¬
nigen.38
Damit scheiterten endgültig jegliche Pläne, in Süddeutschland eine ei¬
genständige gewichtige Ferngasgesellschaft zu etablieren, an den Parti¬
kularinteressen der beteiligten Bundesländer. Die historische Chance,
die Dominanz der Ruhrgas AG zumindest teilweise zu beseitigen, war
ein für allemal vertan worden.
3' Frankfurter Allgemeine Ztg. vom 30.6.1975: Kommt die "Südgas" doch noch zu¬
stande?
Saarbrücker Ztg. vom 23.1.1976: "Südgas" hatte keine Chance
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