SONATRECH später zu einem Finanzierungsmodell, bei dem jede
beteiligte Währung direkt zum Dollar in Beziehung gesetzt werden
sollte, um Abwertungen entgegenzuwirken. Weiterhin signalisierte das
eingeschaltete europäische Bankenkonsortium nur unter Auflagen seine
Zustimmung, zur Zwischenfinanzierung Darlehen einzuräumen. Die
Deutsche Bank als federführendes Kredidnstitut forderte z.B. staatliche
Bürgschaften in Höhe von etwa 1,5 Mrd. DM, die sich der Bund und
die beteiligten Bundesländer Saarland, Rheinland-Pfalz, Bayern und Ba¬
den-Württemberg teilen sollten. Doch die Bundesregierung zeigte sich
allenfalls zu einer Bürgschaftsübernahme von 400 Mio. DM bereit.
Schließlich überstiegen die in Zusammenhang mit dem Flüssiggastrans¬
port entstehenden Kosten für zwei Spezialschiffe die Kostenvoran¬
schläge deutlich. Zwar versuchten späterhin neben der Gaz de France
auch die drei süddeutschen Unternehmen in Einzelverhandlungen mit
der SONATRECH zu Vertragsabschlüssen zu gelangen, doch wurden
die Verhandlungen 1976 abgebrochen und die SAGAPE später aufge¬
löst.34
In der Zwischenzeit hatte sich die Versorgungslage alles andere als ent¬
spannt. Der Gasabsatz stieg ungebrochen weiter an, während zwei
Jahre vergangen waren, ohne dass sich die SFG zusätzliche Erdgasmen¬
gen sichern konnte. Erneut führte kein Weg an der Ruhrgas vorbei, die
in der Zwischenzeit neben holländischem auch über russisches Erdgas
verfügte. Notgedrungen schloss die SFG Anfang Juni 1975 einen zu¬
sätzlichen Erdgasvertrag mit der Ruhrgas ab, der eine Größenordnung
von einer Mrd. Kubikmeter umfasste.35
Mit dem Vertragsabschluss zwischen Ruhrgas AG und SFG sanken
zugleich die Chancen für die geplante "Südgas". Obwohl Anfang 1975
bereits die Gründung einer entsprechenden Gesellschaft mit einem
Grundkapital von 50 Mio. DM beschlossen worden war, liefen die In¬
teressen der beteiligten Unternehmen nun in unterschiedliche Richtun¬
gen.36 Denn neben dem Liefervertrag beschlossen die Vorstände von
RAG und SFG auch die "Intensivierung der gasmrtschaftlichen Kooperation",
im Klartext: zusätzliches Erdgas gab es nur gegen eine Beteiligung am
34 SFG GB (1974), S. 17; Saarbrücker Ztg. vom 26./27.7.1975: Algerien-Gasgeschäft
in der entscheidenden Runde; Die Welt vom 18.8.1975: Ruhrgas sitzt auf der Erdgas-
Schaukel; Saarbrücker Ztg. vom 21.8.1975: Noch keine Einigung über den Preis von
algerischem Erdgas für Europa; SFG GB (1976), S. 19; SFG GB (1989), S. 22
3~> SFG GB (1975), S. 16; Saarbrücker Ztg. vom 11.6.1975: Vertrag über eine Milliarde
Kubikmeter Erdgas
36 Saarbrücker Ztg. vom 16.4.1975: Sinnwell: "Südgas" wird in jedem Fall gegründet
411