Genauso wie der SFG ging es insbesondere den beteiligten süddeut¬
schen Gasversorgungsunternehmen, Bayerische Ferngas GmbH und
GVS dämm, aus energiepolitischen Gründen ein Gegengewicht zur
Ruhrgas AG zu schaffen. Mit dieser Zielsetzung nahm die „Société d'A-
chat de Gaz Algérien pour L'Europe“ (SAGAPE) - so der Name des
Konsortiums - Ende 1971 Verhandlungen mit der staatlichen algeri¬
schen Erdgashandelsfirma „Société Nationale de Transport et de Com¬
mercialisation des Hydrocarburages“ (SONATRACH) über die Liefe¬
rung von verflüssigtem Erdgas aus Algerien auf. Dem Konsortium ge¬
hörten neben den drei süddeutschen Versorgern noch die Austria
Ferngas GmbH, die belgische Distrigaz S.A., die Gaz de France sowie
die Swissgas SA. an.31
Im Rahmen von Flüssiggasbezügen beabsichtigten alleine die vier in
Frage kommenden Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Saar¬
land und Rheinland-Pfalz ab 1977 sieben Mrd. Kubikmeter Erdgas ab¬
zunehmen. Unter industrie- und energiepolitischen Gesichtspunkten
planten die süddeutschen Versorgungsunternehmen, als Gegenpol zu
den beiden starken westdeutschen Ferngasunternehmen mittelfristig
einen süddeutschen Gasverbund zu schaffen. Die beteiligten Wirt¬
schaftsminister forderten Anfang 1974 die Versorgungsunternehmen
auf, mögliche Schritte und Formen eines Zusammenschlusses der drei
Gesellschaften zu einer "Südgas" näher zu untersuchen.32
Im Laufe der Verhandlungen mit der SONATRACH stellte sich jedoch
eine Reihe von Schwierigkeiten ein. Weder entsprachen die vorgesehe¬
nen Liefermengen in Höhe von insgesamt 15,5 Mrd. Kubikmeter den
Größenvorstellungen der Algerier, noch erklärten sich die beteiligten
Firmen bereit, einen Teil der Investitionen wie Transporteinrichtungen
und Verflüssigungsanlagen auf eigene Rechnung zu übernehmen. Ne¬
ben unterschiedlichen Auffassungen über die Gaspreise33 bildeten auch
die Finanzierungsmodalitäten eine schwerwiegende Vertragshürde. Im
Gegensatz zu der ursprünglich ausgehandelten Finanzierungsabsiche¬
rung über einen Mix von neun Währungen, tendierte die
31 SFG GB (1972), S. 18
3~ Saarbrücker Ztg. vom 20.4.1972: 1972 entscheidend für Gasversorgung; SFG GB
(1974), S. 17; Saarbrücker Ztg. vom 3.7.1974: Algerien-Gas bald im Saarland; Saarbrü¬
cker Ztg. vom 2.2.1974: Wirtschaftsminister für Gasverbund im Südwesten
TT o
Die Forderungen der Algerier sollen 1,40 Dollar je eine Million Tonnen BTU be¬
tragen haben, so daß inklusive des Transports des verflüssigten Erdgases nach Europa
Gesamtkosten von ca. 2 Dollar je eine Million Tonnen BTU entstanden wären. Dem¬
gegenüber lag der Weltmarktpreis für Erdgas bei 1,25 Dollar.
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