hundertmitte etwa 240.000 Einwohner in der Saarregion.16 Das bedeu¬
tete eine Erhöhung um zwei Drittel. Noch stärker veriief der Zuwachs
in den fünfzig Jahren bis zur Jahrhundertwende. Die Zunahme betrug
über hundert Prozent, sodass die Bevölkerungszahl um die Jahrhun¬
dertwende etwa 588.000 ausmachte, was einer Besiedlungsdichte von
229 Einwohnern pro Quadratkilometer entsprach.1
Die Bevölkerungszunahme ging nicht in allen Landesteilen gleichmäßig
vor sich. Sie konzentrierte sich an den Standorten wachstumsträchtiger
Industrien. Auf diese Weise können verschiedene Siedlungszonen un¬
terschieden werden. Am stärksten entwickelte sich der Zuwachs in dem
"engeren Revier", dem Saartal zwischen Völklingen und Brebach, dem
Saarkohlenwald bis in den Neunkircher Raum. Dieses Revier zeichnete
sich vor allem durch "die Agglomeration von Industriegebäuden und Wohnhäu¬
sern" aus.18 An diese Zone schloss sich eine Ubergangszone an, die nur
in Ausnahmefällen Industriebetriebe aufwies, als Wohnort von Indu¬
striearbeitern aber in einem intensiven Austauschverhältnis mit der
engeren Zone stand.19
Bezüglich des Ortstypus sind drei Eormen zu trennen, die für unseren
Untersuchungsbereich relevant sind. Zunächst die traditionellen Städte
wie St. Johann, Saarbrücken, St. Wendel, Merzig oder Saarlouis, die ihre
Bedeutung vor allem als Sitz von Handels- und übergeordneten Dienst¬
leistungseinrichtungen und weniger als Standorte von Gewerbe- und
Industriebetrieben begründeten. Der Bevölkerungszuwachs blieb in
diesen Städten weit hinter dem reichsweiten Durchschnitt zurück.
Merzig etwa hatte 1815 2.400, zur Jahrhundertwende 6.000 Einwohner,
in Saarlouis stieg die Einwohnerzahl im gleichen Zeitraum nur von
7.000 auf 7.900, in Saarbrücken wuchs die Bevölkerung von 3.500 auf
23.237, worunter sich allerdings fast 3.000 Militärpersonen befanden.20
Des Weiteren solche Landgemeinden, die wie etwa Neunkirchen oder
Völklingen als Standorte von Bergwerken oder Hütten quasi städti¬
schen Charakter aufwiesen, denen die Stadtrechte aber erst sehr spät, in
den 20er und 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts zugestanden wurden.
Völklingen besaß 1815 als rein agrarisch geprägte Ortschaft gerade
einmal 600 Einwohner. 1900 zählte die Gemeinde bereits 12.500 und
^ Vgl. Läufer (1982), S. 136; Karbach (S.9Ü) gibt die Einwohnerzahl für 1830/32 mit
198.000 und für 1850 mit 230.000 an.
17 Läufer (1982), S. 140
18 Vgl. Horch (1985), S. 369
Horch (1985), S. 373 f.: Der Autor führt weiterhin das "weitere Revier" und den
"primäre Einzugsbereich" an.
“ * Vgl. Stübben (1917), S. 306; Ruppersberg (1914), S. 112
39