Full text: 75 Jahre Saar Ferngas AG

1961. 1965 verteilte sich die inländische Erdgasabgabe von ca. 5,2 Mrd. 
Kubikmeter zu 52 Prozent auf die Gaswirtschaft, zu 27 Prozent auf die 
Elektrizitätswirtschaft, zu elf Prozent auf die Industrie und zu neun 
Prozent speziell auf die Chemische Industrie.5 
Während RAG und TGW ihre Gasbezüge in den 60er-Jahren diversifi¬ 
zierten und ihre Absatzgebiete in West- und Norddeutschland weiter 
ausbauten, gingen die hessischen und süddeutschen Gaswerke nach wie 
vor eigene Wege. In Hessen schlossen sich 1961 die Main-Gaswerke 
AG, die Stadtwerke Wiesbaden AG, die Städtischen Werke AG Kassel 
und die Stadt Offenbach zur Gas-Union GmbH zusammen. Später 
wurde der Aktionärskreis um die Versorgungsunternehmen der Städte 
Mainz, Fulda und Göttingen erweitert. Das Gesellschaftsziel bestand im 
Ausbau eines regionalen Verbundnetzes unter weitgehender Nutzung 
von Raffinerie- und Erdgas. 1962 beschloss das Unternehmen den Bau 
einer Ferngasleitung von Worms über Frankfurt, Fulda, Kassel nach 
Göttingen, welche 1965 in Betrieb ging.6 
In Baden-Württemberg blieb die Gasversorgung bis Anfang der 60er- 
Jahre auf mehrere Verbrauchsschwerpunkte zersplittert. Die verschie¬ 
denen Gasunternehmen in Mannheim, Karlsruhe und Stuttgart hatten 
ihren Versorgungsbereich zwar nach und nach in ihrer unmittelbaren 
Nachbarschaft ausgedehnt, doch kam eine Verbundwirtschaft zwischen 
den großen Industriezentren bis dahin nicht zustande. Sämtliche Ver¬ 
sorgungsunternehmen litten zudem unter den hohen Transportkosten 
für Kohle von der Ruhr, der Saar oder aus Ubersee. Vereinzelt wurde 
der Bau von Flüssiggas Spaltanlagen in Erwägung gezogen. Infolge des 
Baus von Raffinerien in Karlsruhe und im bayerischen Ingolstadt sowie 
möglicher Gasangebote von der Saar stand Süddeutschland jedoch eine 
"Gasschwemme" bevor. Gleichzeitig beabsichtigte die RAG, ihr Lei¬ 
tungsnetz in Richtung Süddeutschland auszudehnen. Vertreter der 
kommunalen Gaswirtschaft warnten davor, die Ruhrgas versuche, die 
kommunale Gasversorgung in ihre völlige Abhängigkeit zu bringen und 
Preise und Lieferbedingungen zu diktieren. Als Gegenmaßnahme 
schlugen sie deshalb einen kommunalen Ferngasring vor, der sich von 
Mannheim über Karlsruhe, Stuttgart, Ulm, Augsburg, München, Ingol¬ 
stadt, Regensburg, Nürnberg, Bamberg, Würzburg nach Mannheim 
5 Plesser (1965), S. 11 
6 Vgl. 25 Jahre Kassel (1993), S. 10; GWF, 103. Jg. (1962), Heft 45, S. 1218; Siegmund 
11965), S. 21; GWF, 106. ]g. (1965), Heft 3, S. 72 
' Vgl. GVS (1966), S. 9 
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