Full text: 75 Jahre Saar Ferngas AG

zeugung verursachte erhebliche Ressourcenprobleme. Der Bergbau 
stand seit 1754 unter staatlicher Kontrolle, die Förderung erfolgte noch 
bis etwa 1835 über Stollenbau und unterlag deshalb erheblichen be¬ 
triebstechnischen Restriktionen, etwa durch die fehlende Wasserhal¬ 
tung. Obwohl sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den Tälern und 
Ausläufern des Saarkohlenwaldes vereinzelte gewerbliche Zentren her¬ 
ausbildeten, besaßen diese noch keine landschaftsgestaltende Kraft. 
"Noch wird im Kaum der mittleren Saarlande das Bild der Siedlungsverteilung 
nicht in erster Linie durch die Industrie bestimmt, sondern durch die agrarischen 
Nutgungsmöglichkeiten 3 
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte in der Saargegend allerdings 
eine Reihe von technischen Innovationen, die sämtliche Branchen er¬ 
fassten und die Produktion auf eine neue Grundlage stellten. Prozess¬ 
innovationen umfassten zunächst die Energieversorgung. Nicht zuletzt 
die Waldverwüstungen und die damit verbundene Holzknappheit 
führten zum Übergang von der Holzkohle zur Steinkohle als Reduk¬ 
tionsmittel in den Hochöfen und Glashütten. Anfang der 40er-Jahre 
des 19. Jahrhunderts wurde in Neunkirchen der erste Hochofen mit 
Koksverhüttung angeblasen, innerhalb von zwei Jahrzehnten stellten 
sämtliche Hütten in der Region ihre Erzeugung um. Außerdem gingen 
die Eisenhütten zum Puddelverfahren über.4 Gleichzeitig ermöglichte 
die Dampfmaschine die räumliche Trennung von Produktionsprozess 
und Wasserkraftvorkommen. Als noch bedeutender stellten sich die 
Veränderungen im Bergbau heraus. Die Einführung der Wagen- und 
Schienenförderung verbesserte die internen Transportmöglichkeiten. 
Insbesondere aber der Einsatz der Dampfmaschine zur Förderung und 
zur Wasserhaltung schuf die Voraussetzung zur Anlegung von Tief¬ 
bauschächten und damit zur Ablösung des Stollenbaus durch den 
Schachtbau.5 In der Keramikindustrie konnten die Töpferscheiben über 
Dampfkraft anstatt über Wasserräder angetrieben werden. 
Von den Produktinnovationen sind vor allem die Erzeugnisse der Glas- 
und Keramikindustrie zu nennen. In der Steingutfabrikation gelang die 
Entwicklung des Steinguts aus Feldspat und der so genannten Stein¬ 
masse, in der Keramikerzeugung die Herstellung von Terrakotta, Falz¬ 
ziegeln und salzglasierten Tonröhren. Aber auch die verschiedenen In¬ 
novationen bei der Eisen- und Stahlerzeugung wie das Bessemer-, 
Thomas- und später das Siemens-Martin-Verfahren ermöglichten die 
3 Overbeck (1934), S. 223 
4 Vgl. Herrmann (1977), S. 540; Horch (1985), S. 139 
3 Vgl. Dieckmann (1902), S. 50 
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