nen Erdölvorkommen in den letzten Kriegsjahren und den unterblie¬
benen Modernisierungsmaßnahmen an den Ölbohr- und Fördereinrich¬
tungen infolge Devisenmangels fasste die Mineralölwirtschaft noch
Ende der 40er ]ahre in der Bundesrepublik kaum Fuß. Erst Ende März
1951 endete die Zwangsbewirtschaftung des Mineralöls, die neben an¬
deren Maßnahmen eine mögliche Wiederaufrüstung Deutschlands ver¬
hindern sollte. Nachdem jedoch Mitte der 50er Jahre die Erdölförde¬
rung vor allem im Mittleren und Nahen Osten sprunghaft anstieg, und
sich die USA gegen die einsetzende Exportoffensive der Mineralölkon¬
zerne mittels Importbeschränkungen abschirmten, konzentrierten die
multinationalen Unternehmen ihre Absatzinteressen auf die Bundesre¬
publik. Sie bauten die Raffineriekapazitäten beträchtlich aus, sodass
diese innerhalb von zehn Jahren um das Fünfzehnfache auf über 78
Mio. Tonnen (1966) Zunahmen. Dieser Ausbau der Verarbeitungskapa¬
zitäten lag damit erheblich über dem der westeuropäischen Nachbar¬
länder.336
Mit einer differenzierten Preisstrategie gelang der Mineralölwirtschaft
der Einbruch vor allem in den Wärmemarkt. 1958 z.B. senkte die
Heizölindustrie die Preise gegenüber dem Vorjahr um 40 Prozent. Da¬
mit lagen diese zeitweise unter dem Weltmarktniveau, was die Mineral¬
ölkonzerne jedoch durch Gewinne in anderen Ländern ausgleichen
konnten.337 Zudem sorgten die hohen Gewinne aus dem Benzinge¬
schäft für eine Kompensation der Verluste. Während 1950 erst etwa
vier Mio. Tonnen Mineralölerzeugnisse verkauft wurden, lag die Menge
1960 schon bei ca. 80 Mio. Tonnen. Die Ölwirtschaft gehörte in den
50er Jahren zu den wachstumsstärksten Wirtschaftsbranchen mit jährli¬
chen Zuwachsraten von durchschnittlich 25 Prozent.338 Die Bundes¬
regierung unterstützte die Absatzpolitik der Mineralölwirtschaft, weil sie
bis weit in die 50er Jahre eine Energieverknappung befürchtete. 1953
hob sie den Mineralölzoll auf, 1956 befreite sie den Energieträger auch
von der Steuer. Sie ging davon aus, dass die Zuwachsraten des
Energieverbrauchs so hoch seien, dass negative Folgen vor allem für
den einheimischen Steinkohlenbergbau auszuschließen waren.339
Im Gegensatz zur Mineralölwirtschaft verlor der Steinkohlenbergbau in
den 50er und 60er-Jahren erhebliche Marktanteile. Trug er 1955 noch
zu über 70 Prozent zum Primärenergieverbrauch bei, halbierte sich der
Anteil bis 1967 auf etwas mehr als 35 Prozent. Als ausschlaggebend für
336 Vgl_ Vollrath (1959), S. 55 und 74
33/ Vgl. Fitz (1968), S. 7; Schaaf (1978), S. 55; Lauschke (1984), S. 13; Energiewirt¬
schaft (1960), S. 160 ff.; Esso (1967)
338 vgl. Müller (1993), S. 35
339 Vgl. Schaaf (1978), S. 59; Lauschke (1984), S. 7
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