Full text: 75 Jahre Saar Ferngas AG

dere sei es erforderlich, dass der Staat den unproduktiven Wettbewerb 
zwischen Gas und Elektrizität beende. Doppelinvestitionen von Gas- 
und Elektrizitätswirtschaft gelte es aus volkswirtschaftlichen Gründen 
zu vermeiden, ln diesem Zusammenhang umfasste der Forderungska¬ 
talog Nübling1 s weiterhin die Zusammenfassung von Gas- und Elektri¬ 
zitätsunternehmen zu regionalen Betriebsgemeinschaften, die Erstel¬ 
lung regionaler Energiewirtschaftspläne in Hinblick auf Erzeugung, 
Fremdbezug und Verteilung von Gas und Elektrizität sowie die Ab¬ 
stimmung der Tarife zwischen den beiden Energieträgern mit dem Ziel 
der Preissenkung und Absatzerweiterung.228 Auf nationaler Ebene soll¬ 
ten - nach Auffassung von Nübling - eine Reichsenergieaufsichtsbe¬ 
hörde diese starken regionalen Einheiten lediglich ergänzen. 
Jedoch trafen solche Vorstellungen, die sich für eine stark regional aus¬ 
gerichtete Struktur der Energiewirtschaft aussprachen, auf den Wider¬ 
spruch sowohl der kommunalen Versorgungsunternehmen als auch der 
überregionalen Verbund- beziehungsweise Ferngasunternehmen. 
Auf der einen Seite knüpften die Vertreter der kommunalen Gaswirt¬ 
schaft an die antikapitalistischen Strömungen innerhalb der NS-Pro- 
grammatik an: "Die Träger der gesamten Gaswirtschaft waren und sind bisher die 
gemeindlichen Gaswerke. Diese Tatsache in Verbindung mit der Eigenart der 
örtlichen Gasversorgung hat uns erfreulicherweise vor großen, kon^emmäßigen Zu¬ 
sammenschlüssen mit kapitalistischer Auswirkung im großen und ganzen be¬ 
wahrt".229 Zugleich führten sie wehrpolitische Erwägungen an. Es müsse 
verhindert werden, die Gaswirtschaft auf wenige Standorte zu zentrali¬ 
sieren. Gerade im Kriegsfälle biete eine dezentrale Versorgung mit vie¬ 
len einzelnen Erzeugungsstätten erhebliche Vorteile. Auch in militär¬ 
geographisch ungünstig gelegenen Regionen sollte deshalb die Produk¬ 
tion aufrecht erhalten werden, denn "mit dem Fortgleiten wirtschaftlicher 
Kräfte aus den Grenzmarken wird Blut und Arbeitskraft - und damit die im 
Volkstum wurzelnde Widerstandsfähigkeit - gerade den Gegenden entzogen, die 
wehrpolitisch gestärkt werde müssen, wenn sie ihre Aufgabe als Bollwerk eines 
Staates gegen politische Überfremdung efüllen sollen".23° Auch der Deutsche 
den Einfluss ausüben wollten, doch änderte eine solche Vereinbarung an der Wettbe- 
werbspoütik der Mitgliedsunternehmen nichts; 1936 kam zu einer neuerlichen Wett¬ 
bewerbsregelung zwischen den beiden Energieträgern. Nach Anhörung im Werberat 
der Deutschen Wirtschaft verständigten sich beide Seiten am 26. Oktober 1936 dar¬ 
auf, dass in der Werbung für Elektrizität, Gas und feste Brennstoffe auf eine andere 
als die in der Werbung angepriesene Wärme-, I,icht- oder Kraftquelle in keiner Weise, 
auch nicht versteckt, Bezug genommen werden; vgl. auch Wärmewirtschaft 9. Jg. 
(1936), Nr. 12, S. 183; Eggers (1937), S. 368 f. 
22® Nübling (1934), S. 165 f.; ähnlich Nübling (1934), S. 393 f. 
229 Behrens (1935), S. 662 
2^9 Czimatis (1936), S. 31 
328
	        
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