waltung vom Frankfurter Magistrat davon überzeugen, sich in der
Brennstoffversorgung von den Ruhrzechen unabhängig zu machen. Zu
diesem Zweck gab Frankfurt im April 1927 50 Prozent seiner Rechte
an den linksrheinischen Kohlenfeldern in Rossenray an Köln ab, die sie
kurz zuvor erworben hatte. Die AfK befürchtete ihrerseits, dass sie
Köln als Eingangstor zum Oberrhein und nach Süddeutschland end¬
gültig verlor und bot der Stadt deshalb einen sehr günstigen Lieferver¬
trag an. Im Gegenzug musste sich die Stadt aber bereit erklären, das
Kölner Gaswerk stillzulegen und den Abbau der Kohlenfelder für zu¬
nächst zehn fahre zu unterlassen. Sämtliche finanziellen Lasten und
Verpflichtungen wollte hingegen die AfK übernehmen. 3
So weit die formelle Ebene. Hinter den Kulissen gelang es der AfK er¬
folgreich, gegen die kommunalwirtschaftliche Strategie der Städte
Frankfurt und Köln Stimmung zu machen. Sowohl zahlreiche Indu¬
striebetriebe, die als Konzernwerke der AfK-Aktionäre in Köln ansässig
waren, als auch die Zechen selbst drohten, ihre Betriebe zu verlagern
oder den Kölner Hafen als Kohleumschlagsplatz zu umgehen. Auch die
Gewerkschaften machten entschieden Front für einen Ferngasanschluss
Kölns. Nur so könnte ca. 200 Mio. Kubikmeter Gas aus dem Aachener
Revier untergebracht und damit mehrere Tausend Arbeitsplätze
gesichert werden. Da Köln somit riskierte, den Anschluss an den
größten Industriekern Europas zu verlieren, quasi zur rheinischen
Hauptstadt ohne industrielles Hinterland zu verkommen, bröckelte die
kommunale Ablehnungsfront nach und nach. Zudem ergab eine Denk¬
schrift der Kölner Stadtverwaltung, dass der Aufschluss der Kohlenfel¬
der und die Niederbringung eines Doppelschachtes Investitionskosten
in Höhe von 80 bis 90 Mio. Reichsmark verursachte, eine Summe, die
Köln angesichts seiner chronischen kommunalen Finanzmisere nicht
aufbringen konnte. Zwar versuchte Frankfurt im März 1928 zusammen
mit der Deutschen Continental Gasgesellschaft, Köln und seinen
Oberbürgermeister Adenauer noch einmal umzustimmen. 4 Nach die¬
sem weitergehenden Angebot plante die Continental Gasgesellschaft,
um den Expansionsbestrebungen der RAG aus strategischen Gründen
einen geographischen Riegel vorzuschieben, die Errichtung einer eige¬
nen Kokerei im Kölner Industriegelände, aus dem diese den gesamten
Gasbedarf der Stadt decken wollte. Doch die RAG besserte ihr Ange¬
bot nach. Nun erklärte auch sie sich bereit, Köln ein Stück Unabhän¬
gigkeit zu belassen und im Kölner Hafengebiet eine Kokerei zu errich¬
^ Vgl. Rebentisch (1974), S. 59 ff.
'4 Verband (1928), S. 40; Berliner Tageblatt vom 7.7.1929: Das Ruhrgas siegt; Berliner
Börsen-Ztg. vom 17.7.1929: Widerstände gegen die Kölner Gasfernversorgung; zur
Gasversorgung von Köln allgemein GEW (1990), S. 14
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