berücksichtigen.68 Hingegen gelang es der Stadt Hannover nicht, mit
Sitz und Stimme im Aufsichtsrat und im Vorstand der AfK vertreten zu
sein. Die Lieferung wurde im Juü 1930 aufgenommen.
Kein Erfolg brachte dagegen das Vorhaben der RAG, die Fernleitung
bis nach Berlin weiterzuführen. Vor allem der industrielle Gasverbrauch
blieb in Berlin vergleichsweise gegenüber anderen Industriestädten zu¬
rück. Von einer Ferngasversorgung versprach sich vor allem die In¬
dustrie- und Handelskammer Berlin eine deutliche Preisreduzierung
und somit Wettbewerbsverbesserungen für die Berliner Wirtschaft. Da
Berlin aber über moderne Gaserzeugungseinrichtungen verfügte, und
sich zudem die Frage der Kapazitätsausweitung zum damaligen Zeit¬
punkt nicht stellte, hätte die Ruhrgas das Gas kaum zu günstigeren
Preisen bereitstellen können. Eine eigens eingesetzte Kommission, die
aus jeweils zwei Vertretern der Berliner Städtischen Gaswerke AG, der
RAG und des Reichswirtschaftsministeriums bestand, kam 1934 zu
dem Ergebnis, die Verhandlungen über die Berliner Ferngasversorgung
zu vertagen. Letztendlich gab den Ausschlag, dass die Berliner Gas¬
werke mit hohem finanziellem Gewinn arbeiteten und über ausrei¬
chende Erzeugungsreserven verfügten.69 Auch das Versprechen, durch
den Bau der Fernleitung nach Berlin zwischen 20.000 und 25.000 Ar¬
beitslose für ein halbes fahr zu beschäftigen, konnte die Verantwortli¬
chen nicht umstimmen.70
In südlicher Richtung spielten die beiden Großstädte Düsseldorf und
Köln in den Absatzplänen der RAG die Schlüsselrolle. Düsseldorf hatte
noch 1925 sein Gaswerk aufwendig modernisiert und u.a. 26 neue
Großraum-Horizontalöfen errichtet. Die Stadt besaß somit an der
Stilllegung der Eigenerzeugung kein Interesse. Da die Gasabgabe 1929
jedoch einen vorläufigen Höchststand von 64 Mio. Kubikmeter er¬
reichte, und die städtischen Betriebe mittelfristig zudem die örtliche
Weiterverarbeitende und Fertigwarenindustrie mit einem Jahresbedarf
von ca. 150 Mio. Kubikmeter beliefern wollten, zeigte die Stadt großes
Interesse, zur Deckung der kommunalen Nachfragespitzen und des In¬
dustriebedarfs auf Kokereigas zurückzugreifen. Im April 1930 entschied
sich der Stadtrat deshalb mit dem Konsortium TGW/RAG handelsei¬
^ Berliner Tageblatt vom 16.1.1928: Um die Gasversorgung von Hannover; Verband
(1928), S. 42; Bolz (1928), S. 801; Dellweg (1933), S. 58 f.; 25 Jahre Ruhrgas (1951), S.
28; zur Lntwicklung in Hannover vgl. Grohmann (1991), S. 182 ff.
6° Vgl. Cahnmann (1928), S. 734 ff.; Vorwärts vom 1.10.1931: Dunkle Pläne des
Ruhrkapitals; GWF, 76. Jg. (1932) Nr. 43, S. 797 f. und 78. jg. (1934) Nr. 13, S. 205 f.;
Platow (1933), S. 1678 ff.; Vossische Ztg. vom 28.9.1933: Arbeitsbeschaffung durch
Ferngas
70 GWF, 74. Jg. (1931) 44. Heft, S. 1022
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