Schaft der Zechen grundlegend umzugestalten.1 Anfang 1926 unterhielt
der Ruhrbergbau noch 140 meist veraltete Kokereien mit rund 16.200
Öfen, bis 1929 wurden 2.770 Öfen an 32 Standorten neu errichtet,
worunter sich auch achtzehn vollständig neue Kokereien befanden. Die
Erzeugung konzentrierte sich von nun an in knapp 7.000 Ofen.3 4 An die
Stelle der alten Regenerativöfen traten große hocheffiziente Verbund¬
öfen. Während ein typischer Regenerativofen Anfang der 20er-Jahre
eine Höhe von allenfalls 2,5 Meter maß und einen Nutzraum von etwa
zehn Kubikmeter besaß, verfügten die neuen Öfen über einen Inhalt
von 33 Kubikmeter und waren sechs Meter hoch.5 Durch Konstruk¬
tionsverbesserungen erreichte man darüber hinaus eine deutliche Ver¬
kürzung der Gärungszeit. Auch wurden zahlreiche Arbeitsprozesse des
Kokereibetriebes, wie die Beschickung der Öfen, das Löschen und der
Abtransport des Kokses weitgehend mechanisiert, sodass man bei
Vollauslastung der Öfen einen kontinuierlichen Betrieb erreichte.6
Schließlich erlaubten die Verbundöfen die vollständige Beheizung mit
Schwachgasen, die sich aus zum Verkauf weniger geeignetem Koksgrus
und Kleinkoks sehr günstig erzeugen ließen. All diese Maßnahmen er¬
höhten nicht nur die Koksmenge, sondern das gesamte anfallende
Koksgas stand für externe Verwendungszwecke zur Verfügung. Die
alten Regenerativöfen benötigten demgegenüber noch 40 bis 50 Pro¬
zent der Koksgase zur Beheizung der Ofen.
1926, als die Erneuerung eines Großteils der Kokereigasanlagen gerade
begann, standen den Ruhrzechen schon mehr als drei Mrd. Kubikmeter
Kokereigas zur Verfügung. Das entsprach der Erzeugung sämtlicher
deutscher Gaswerke.
3 Vgl. Adams (1933), S. 13
4 Vgl. Lempelius (1929), S. 127
3 Lempelius (1929), S. 127 nennt hier folgende Vergleichs werte: ein alter Ofen besaß
eine Aufnahmefähigkeit von 7,5 Tonnen Kohle, eine notwendige Garungszeit von 30
Stunden, sodass in 24 Stunden 5,15 Tonnen Koks erzeugt wurden. Ein neuer Ofen
brachte es auf 20 Tonnen Fassungsraum, 18 Stunden Garungszeit und 20 bis 25 Ton¬
nen Erzeugung in 24 Stunden.
6 Vgl. Wilhelms (1938), S. 5; Anfang der 20er Jahre lag das Gewinnungsergebnis je
Mann und Ofen in 24 Stunden bei 5,15 Tonnen, knapp zehn Jahre später bei 27,8
Tonnen. Allein durch die bessere Wärmeverteilung stieg die Leistung der Koksöfen
um 30 bis 40 Prozent; vgl. auch Huffelmann (1927), S. 224; Lücke (1933), S. 16
7 Vgl. Jakob (1927), S. 255
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