oder bleiben als Denkschriften den jeweiligen Interessenlagen verhaftet
und ziehen deshalb einseitige Schlussfolgerungen.15 Doch benennen ei¬
ne Reihe von Autoren die divergierenden wirtschaftlichen Interessen im
Zuge des Aufbaus der Ferngasversorgung beim Namen und kommen
somit gerade für die 20er-Jahre auf den eigentlichen Kern, die poliüsche
Auseinandersetzung zwischen den Kommunen und den Ferngasunter¬
nehmen um die Vorherrschaft im Gassektor zu sprechen.16
Ganz besonders hervorgehoben werden müssen die Abhandlungen von
Freßen und Oefverberg, die Erste eine Dissertation von 1924, die
Zweite ein Vortrag des damaligen Mainzer Stadtbaurats, die anhand
einzelner Versorgungsgebiete wie dem rheinisch-westfälischen Indu¬
striegebiet beziehungsweise dem sehr heterogen strukturierten Mittel¬
rheingebiet die unterschiedlichen, ja gegensätzlichen Zielvorstellungen
lokaler und regionaler Gasversorgungsunternehmen, der beteiligten
Städte und Regionen, Kokereigaserzeugern und den Abnehmern be¬
leuchten.r Oefverberg machte sich wie andere für die Gründung ge¬
mischtwirtschaftlicher Versorgungsunternehmen, kommunaler Liefer¬
gesellschaften und für die Trennung von Ferngaserzeugung und
-transport stark; Forderungen, die auch heute noch nichts von ihrer Ak¬
tualität verloren haben.18 Hertz hingegen bleibt in seiner Dissertation
von 1930 über "die Konzentrationsbewegung in der Gasindustrie
Deutschlands" einem rein ökonomischen Ansatz verhaftet, indem er
anhand der Anlage-, Erzeugungs- und Fertigungskosten die höhere
Wirtschaftlichkeit großer Betriebseinheiten begründet, die Konzentra¬
tions- und Entkommunalisierungsprozesse somit reinweg auf betriebs¬
Eglinger (1928); für Schleswig-Holstein: Ploppa (1929) sowie für Gesamtdeutschland:
Dellweg (1934) und Segelken (1935)
^ Dazu gehören die Denkschrift der Aktiengesellschaft für Kohleverwertung: Deut¬
sche Großgasversorgung (1927), des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfach¬
männern: Gasfernversorgung von den Kohlengewinnungsstätten aus (1927) und des
Verbands der Gemeinde- und Staatsarbeiter: Öffentliche oder private Gasversorgung?
(1928); zusammenfassend auch Elvers (1928)
Von den zahlreichen Arbeiten, in denen sich die Argumente aber letzdich wieder¬
holen, seien beispielhaft erwähnt Alexander (1927), Bolz (1927), Marschak (1927), El¬
sas (1928), Beukeshoven (1928), Lempelius (1929), Nübling (1929), Lücke (1933),
Dellweg (1934) und Winkler (1938)
1 ' Freßen (1924); Oefverberg (1926)
^ Stellvertretend Winterer (1926), S. 1128 f.; Marschak (1927), S. 128; Bolz (1927), S.
10 f.
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