Parteien legten die Dauer des Vertrages auf 15 Jahre bis zum 30. Sep¬
tember 1940 fest. Mit diesem langfristigen Vertrag banden sich beide
Beteiligte eng aneinander. Gleichzeitig gingen die in Frage kommenden
Kommunen in der Umgebung von Völklingen ähnlich wie in Altenwald
als indirekte Verlierer aus den Vertragsabschlüssen hervor, konnten sie
doch das Kokereigas nicht mehr direkt von der Hütte, sondern nur
noch unter den Umweg über die GBG beziehen.
Noch am selben Tag der Vertragsunterzeichnung mit den Röchling-
Werken schloss die GBG mit der Gemeinde Püttlingen einen Gasver¬
sorgungsvertrag. Die Gesellschaft lieferte das Gas über eine fünf Kilo¬
meter lange Leitung mit Mitteldruck.195 Der Vertrag datierte vom 1.
Oktober 1926 und besaß eine Laufzeit von 30 Jahren, doch konnte ihn
die Gemeinde nach 15 Jahren erstmals kündigen. Der Preis des Gases
betrug einheitlich ein Frs. pro Kubikmeter.196
Gelang es der GBG, durch den Abschluss von Lieferverträgen mit den
Hüttenkokereien die Gasbeschaffung der Kommunen zu monopolisie¬
ren, versuchte sie gleichzeitig, wichtige Bereiche des kommunalen Gas¬
absatzes als eigene Versorgungsfelder zu gewinnen. Dies hing damit zu¬
sammen, dass in den 20er-Jahren zahlreiche Großbetriebe vor allem der
Glasindustrie, der Eisenverarbeitenden Industrie und des Maschinen¬
baus ihre Wärmewirtschaft grundlegend umgestalteten und etwa von
der Kohlefeuerung auf die Gasfeuerung umrüsteten. Sie zeigten aber
nur wenig Bereitschaft, das Gas in den erforderlichen Größenordnun¬
gen zu den von den Gemeinden üblicherweise eingeräumten Konditio¬
nen zu beziehen. Die GBG besaß an den Industriebetrieben als zu¬
kunftsträchtige Kundengruppe nicht zuletzt deshalb ein herausragendes
Interesse, weil sie neben den hohen Absatzmengen zugleich gewähr¬
leisteten, dass der Absatz kontinuierlich über das gesamte Jahr erfolgte.
Die GBG strebte deshalb an, Direktabkommen mit solchen Betrieben
abzuschließen und die Gemeinden bis zum Vertragsabschluss zu um¬
gehen. Die Gemeinden befürchteten ihrerseits, wichtige Abnehmer und
195 Vgl. Zur Geschichte (1990), S. 9; auch in Püttlingen gab es seit der Jahrhundert¬
wende mehrere Versuche, eine Gasversorgung einzurichten. 1899 richtete die Firma
Karl Francke aus Bremen ein Angebot an die Gemeinde, ein Gas- und Elektrizitäts¬
werk zu errichten. Der Gemeinderat stellte die Entscheidung aber vorerst zurück.
1905 scheiterte das Vorhaben der Berlin-Anhaitischen Maschinenbau AG in der Bür¬
germeisterei Sellerbach, zu welcher auch Pütdingen gehörte, mit Gas zu versorgen,
weil die Bürgermeisterei es vorzog, Elektrizität von der Grube Von der Heydt zu be¬
ziehen.
iyD A Stadtverband Sbr. G-S/10: Bürgermeister von Püttlingen an den Vorsitzenden
des Kreisausschusses vom 9.10.1929; Stadtwerke Püttlingen: Gaswerk Sonderakten I:
Gasversorgungs-Vertrag vom 4.7.1925; Saarbrücker Ztg. vom 6.7.1925; auch der
Ortsteil Altenkessel wurde seit dem 1.4.1924 von der GBG mit Kokereigas beliefert.
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