rer Arbeitsstätte brachte. Dem Beispiel Neunkirchen folgten auch an¬
dere Kommunen wie die nördlich von Saarbrücken gelegene Gemeinde
Riegelsberg, die mit dem Bergfiskus dahingehend übereinkam, dass die
Bergbehörde die Elektrizität für den allgemeinen Betrieb der Straßen¬
bahnen zum Selbstkostenpreis von 2,5 Pfg. je Kilowattstunden abgab.
Der Energiebedarf für den Transport der Bergleute stellte sie kostenlos
bereit.35
Im Gegensatz zu den Kokereien der saarländischen Hüttenwerke lie¬
ferte die Heinitzer Kokerei kein Koksgas sondern nur "veredelten"
Strom an die Bergwerke sowie mehrere Städte und Kommunen, 1918
standen einer monatlichen Erzeugung von 5,5 Mio. Kubikmeter Kraft¬
gas nur noch 100.000 Kubikmeter Leuchtgas gegenüber.36
b. Die Kokereigaswirtschaft der Hüttenindustrie
Ähnlich wie die Kokereien des Bergbaus durchlief auch die Hüttenin¬
dustrie seit der Mitte des 19. Jahrhunderts einen grundlegenden tech¬
nologischen Wandel. An die Stelle kleiner Eisenwerke traten große in¬
tegrierte Hüttenkomplexe. Im gleichen Zuge wurde die Energie- und
Wärmewirtschaft umgestaltet: Grundlage für neue Produktionsverfah¬
ren und damit steigende Erzeugungszahlen.
Eine elementare Veränderung des Produktionsprozesses bestand in der
allmählichen Ablösung der Holzkohle in der Verhüttung. Zwar arbei¬
tete in der Saarregion schon 1833 ein erster Hochofen des Neunkircher
Eisenwerks versuchsweise mit Kokszusatz und seit 1838 im Dauerbe¬
trieb, doch löste die Kokskohle erst in den 50er-Jahren die bis dahin
übliche Holzkohlebeschickung flächendeckend ab. Während etwa auf
der Friedrich-Wilhelms-Hütte in Westfalen der erste Hochofen mit rei¬
ner Koksbeschickung 1849 in Betrieb ging, erzeugten die Eisenwerke
an Saar und Blies 1854 immerhin noch 20 Prozent des Roheisens und
17 Prozent des Blechs auf der Basis von Holzkohle.37
Ein wesentlicher Grund für den späten Übergang zur Koksnutzung in
der Saargegend bestand darin, dass die Hütten bis 1852 Koks nicht
Kollmann (1911), S, 17; vgl. auch Schulz (1955), S. 425; Herzog (1985), S. 77
76 Ygj Korten (1918), S. 64; Schröder (1965), S. 66 ff.; Insbesondere die französi¬
schen Behörden, denen auch die Heinitzer Anlage zwischen 1920 und 1935 unter¬
stand, betrachteten sie als reine Kraftzentrale für die Bergwerke. Erst ab 1937 erfolg¬
ten größere Gaslieferungen an die Saar-Ferngas AG, das alte Kraftwerk kam allmäh¬
lich zum Erliegen. 1951 erfolgte zwar der Neubau von Koksofenbatterien, doch wurde
1960 die letzte Gasmaschine und 1963 die gesamte Kokerei stillgelegt
37 Ygi Weigert (1921), S. 55 f.; Fünfviertel Jahrhundert (1935), S. 23; Martin (1937), S.
145; Limberg (1948), S. 272; Frühauf (1980), S. 42; Schmitt (1989), S. 14
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