jedoch hauptsächlich dem Bergbau (1958: 41% der Investitionsgüter), der Verkehrs¬
wirtschaft (20 %) und der eisenschaffenden Industrie zugute kamen (14%).67
Insgesamt war in den Jahren 1957 bis 1959 eine Abschwächung der positiven Impul¬
se aus dem Montansektor festzustellen, wobei der eisenschaffenden Industrie immer
mehr die Rolle eines stabilisierenden Elementes der gesamtwirtschaftlichen Entwick¬
lung zukam. Spätestens seit Anfang 1958 veränderte sich die Absatzlage im Stein¬
kohlenbergbau zu einer „krisenhaften Veränderung der Marktsituation“, die zu
steigenden Aufhaldungen führte.68 Damit trat diese neue, für die kommenden Jahr¬
zehnte prägende Entwicklung im Bergbau des Saarlandes gegenüber der Bundesre¬
publik etwas verzögert ein. Sie verstärkte sich dafür aber um so mehr, als die ungüns¬
tige Verkehrslage des Montanreviers an der Saar vergleichsweise hohe Frachtkosten
verursachte und damit die zu erzielenden Erträge minderte. In der Bilanz der Saar¬
bergwerke hinterließ dies deutliche Spuren.69 In der Industrie war zudem in den
vorangegangenen Jahren ein erheblicher Investitionsbedarf aufgelaufen, der nach
einer Erhebung des Statistischen Landesamtes im Juli 1958 in der gesamten Indu¬
strie - ohne Bergbau - bei ca. 70 Mrd. FF lag. Davon entfielen auf die eisenschaffen¬
de Industrie 47,5 Mrd. FF. 70 * Allerdings zeigten auch die Bruttoinvestitionen in
diesem Sektor bereits seit 1955 eine sehr starke Zunahme, 1 wobei der hohe Zuwachs
im Anteil der Abschreibungen an den Investitionen in der Übergangszeit auf hohe
Nettoinvestitionen hinwies. : Andererseits war der Rückstand des Saarlandes be¬
sonders bei der Rohstahlerzeugung gegenüber Deutschland nicht leicht aufzuholen:
67 Landesbank und Girozentrale Saar (Hg.), Wirtschaftsberichte 1958, Saarbrücken 1958, H. 3 S. 33-36.
Stat. Amt d. Saarl. (Hg.), Saarländische Bevölkerungs- und Wirtschaftszahlen 9/10 (1957/58), S. 136f.
68 Die Föderung stagnierte auf etwas geringerem Niveau als 1956; Landesbank und Girozentrale Saar
(Hg.), Wirtschaftsberichte 1958, Saarbrücken 1958, H. 3 S. 39. Stat. Amt d. Saarl. (Hg.), Saarländische
Bevölkerungs- und Wirtschaftszahlen 9/10 (1957/58), S. 30.
M Die Saarbergwerke waren zusätzlich durch starke Lohnerhöhungen, welche die Lohnsumme Ende 1958
um 11,4% steigen ließen, durch die anlaufenden Investitionen im Warndt (Schacht Karlsbrunn, aber auch
die geplante Kokerei Fürstenhausen) belastet. Ebd., S. 31 f. und S. 34f.
70 Ebd., S. 41, Eduard Martin, Aufgestauter Kapitalbedarf an der Saar, in: Die Saar, Wirtschaft und
Wiedervereinigung (= Der Volkswirt 11 (1957), Sonderheft), S. 32-33, nennt in seiner Schätzung - die den
Handel einbezieht - sogar den Wert von 115 Mrd. FF.
1 Zur Investitionspolitik der Stahluntemehmen vgl. Hans-Walter Herrmann, Von der Thomasbirne zum
Oxygenblasstahlwerk. Bemerkungen zum Modemisierungsgrad der Saarhütten 1890-1980, in: Kommissi¬
on für saarländische Landesgeschichte und Volksforschung (Hg.), Forschungsaufgabe Industriekultur,
Saarbrücken i.V., und Saarländische Wirtschaftsvereinigung Eisen und Stahl, Die saarländische Hütten¬
industrie, in: Die Saar, Wirtschaft und Wiedervereinigung (= Der Volkswirt 11 (1957), Sonderheft), S.
38-42.
; Die Investitionen in diesem Sektor erfolgten während der Übergangszeit hauptsächlich im Bereich der
Hochofenwerke; auf die Stahl- und Walzwerke entfiel demgegenüber jeweils ca. die Hälfte des restlichen
Investitionsumfangs. Das aufgenommene Fremdkapital sollte sich dabei größtenteils bis 1967, zu einem
weiteren großen Teil bis 1973 amortisieren. Das Investitionsprogramm - so die Analyse des Statistischen
Landesamtes - wurde ermöglicht durch Zufluß von Fremdkapital, da die durch die besondere Situation des
Kapitalmarkts an der Saar früher übliche Beschränkung auf Eigenkapital durch die veränderte politische
Situation überwunden werden konnte. Stat. Amt d. Saarl. (Hg.), Saarländische Bevölkerungs- und
Wirtschaftszahlen 9/10 (1957/58), S. 50f.
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