in der Zurückhaltung mancher Unternehmer zu suchen, die damit rechneten, daß
bestimmte Investitionsgüter nach der Eingliederung bzw. nach der Festlegung der
Regelungen der Übergangszeit billiger beschafft werden könnten/* Erhebliche
Anlageinvestitionen waren dagegen im Bereich der eisenschaffenden Industrie zu
verzeichnen, deren Politik der Kapazitätsausweitung in längeren Zyklen angelegt
war/' ln der Gesamtschau stellt sich damit die „Normalität“ als eine höchst ambiva¬
lente Situation dar: Günstige nationale und internationale Entwicklungen förderten
auch die regionale Wirtschaft. Die Auswirkungen waren hier jedoch deutlich abge-
schwächt, da die im Saarland besonders stark vertretenen Wirtschaftszweige in
immer geringerem Maße vom Wachstum der Wirtschaft insgesamt profitierten. Die
positiven Effekte in der Wirtschaft des Saarlandes waren trotzdem großteils auf
äußere Einflüsse zurückzuführen. Die eigenen Wachstumspotentiale der Saarwirt¬
schaft waren nahezu ausgeschöpft, insbesondere im Bereich des Arbeits- und Kapital¬
marktes. Über die allgemeine positive konjunkturelle Lage hinaus griffen somit keine
besonderen, auf die Region zugeschnittenen Wachstumsimpulse. Zudem sicherte die
Verstärkung der Frankreich-Orientierung der saarländischen Wirtschaft zwar Wachs¬
tumsraten, erhöhte aber auch den Problemdruck hinsichtlich der kommenden Um¬
orientierung der Wirtschaft. Trotzdem griff - wie besonders an der Investitionstätig¬
keit deutlich wird - ein gewisser Attentismus Raum.
2.2 Die Ausgestaltung der Übergangszeit 1957-1959 und ihre Bewährungsprobe
2.2.Ì Die Saarwirtschaft im Übergang?
Nach der vorübergehenden „Normalisierung“ der ökonomischen Entwicklung im
Saarland hrachte die eigentliche Übergangszeit bereits nach kurzer Zeit aufsehen¬
erregende Verwerfungen vor allem des internationalen Umfelds, die im stark auf den
Außenhandel ausgerichteten Saarland uneinheitliche Impulse setzten. Die konjunktu¬
relle Entwicklung in Europa blieb günstig, wenn auch 1958 die Konjunktur in
Deutschland zunächst schwächelte.58 60 Dies wurde jedoch im Saarland durch güns¬
tigere Trends aus Frankreich weitgehend kompensiert.61 Die günstige Binnenkon¬
junktur in Frankreich war jedoch mit einer Reihe von für den Außenhandel relevanten
Problemen belastet. Währungsprobleme, Preissteigerungen und die daraus folgende
De-Liberalisierungspolitik Frankreichs hatten durch die Außenhandels- und Wäh¬
rungsmaßnahmen des Jahres 1957 schockartige Auswirkung. Im Saarland trat zu¬
58 Stat. Amt d. Saarl. (Hg.), Saarländische Bevölkerungs- und Wirtschaftszahlen 8 (1956), S. 101. Einen
Überblick über die Investitionspolitik der saarländischen Stahlindustrie bietet die Datensammlung:
Fachverband der Weiterverarbeitenden Eisen- und Metallindustrie des Saarlandes (Hg.), Zehn Jahre
Fachverband der Weiterverarbeitenden Eisen- und Metallindustrie des Saarlandes. Schaubilder zur
wirtschaftlichen Entwicklung 1948-1957, Saarbrücken 1958.
54 Stat. Amt d. Saarl. (Hg.), Saarländische Bevölkerungs- und Wirtschaftszahlen 8 ( 1956), S. 46.
60 Vgl. hierzu den Jahresrückblick in: Landesbank und Girozentrale Saar (Hg.), Wirtschaftsberichte 1958,
Saarbrücken 1958, H. 3.
61 Stat. Amt d. Saarl. (Hg.), Saarländische Bevölkerungs- und Wirtschaftszahlen 11/12 (1959/60), S. 43
und S. 314.
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