Full text: Das Saarland im doppelten Strukturwandel 1956 - 1970

Baisse des Jahres 1953.50 Die Kohlewirtschaft überwand seit 1954 die zwischen 1951 
und 1953 eingetretene Stagnation der Kohleförderung und hielt sich nun aufsehr 
hohem Niveau, während aufgrund des gestiegenen Absatzes nicht nur die Halden¬ 
bestände zurückgingen, sondern sogar eine Kohleknappheit eintrat/1 Ähnlich positive 
Zahlen meldeten auch der Handel und die meisten übrigen Wirtschaftssektoren, was 
sich auch in nennenswerten Lohnsteigerungen niederschlug, wenn deren realer Wert 
auch - bedingt durch die Preissteigerungen - etwas geringer stieg als noch im Vor¬ 
jahr.52 
Im nationalen Kontext bedeutete die „Normalität“ des Jahres 1956, daß in Frankreich 
eintretende Veränderungen sich weiterhin durchgängig im Saarland auswirkten. Eine 
vorübergehende Entlastung der französischen Handelsbilanz und eine Entspannung 
der Devisenprobleme ermöglichten Liberalisierungsmaßnahmen im Außenhandel. 
Dadurch konnte der Umfang des saarländischen Außenhandels mit Deutschland 
zunehmen, und hierbei vor allem der Warenbezug. Gleichermaßen verstärkte jedoch 
die auch in Frankreich steigende Inlandsnachfrage die Nachfrage des westlichen 
Nachbarn nach saarländischen Produkten. Allerdings war auch - nach einer vor¬ 
übergehenden Beruhigung - ein sogar im Vergleich mit Frankreich etwas stärkerer 
Anstieg der Lebenshaltungskosten feststellbar, obwohl dort inflationäre Tendenzen 
ohnehin bereits stärker als in anderen Ländern ausgeprägt waren. Die Besonderheiten 
des französisch-saarländischen Finanzwirtschaftssystems beschränkten allerdings 
weiterhin den Handlungsspielraum der saarländischen Banken, besonders was die 
Ausstattung von Grundstoffindustrien mit langfristigen Krediten angeht.5’ Von der 
positiven Entwicklung profitierten daher hauptsächlich Handwerk und mitteistän¬ 
dische Industrie. 
Im regionalen Kontext schließlich stellte sich die „Normalität“ als fortgesetzte 
Wachstumsbeschränkung für die Saarwirtschaft dar. Insbesondere die hohe Aus¬ 
lastung des Arbeitsmarktes begrenzte allzu kühne Hoffnungen. Der starke Mangel an 
männlichen Arbeitskräften, der auch durch Zuzug von Arbeitskräften oder durch 
Einpendler auf den saarländischen Arbeitsmarkt nicht ausgeglichen werden konnte, 
blieb weiterhin ein gravierendes Problem. Per Saldo schrumpfte sogar die Zahl der 
Beschäftigten um ca. 1200.54 Ein weiteres Wachstumshindernis stellte die hohe Be¬ 
deutung der Grundstoffindustrien dar, und hier vor allem der Kohlewirtschaft: Trotz 
der im Vergleich zu den späteren Jahren noch günstigen Entwicklung in 1956 waren 
die Wachstumsmöglichkeiten dieses Sektors beschränkt, was sich aufgrund des 
hohen Strukturgewichts des Bergbaus auf die gesamte Wirtschaftsbilanz negativ 
50 Stat. Amt d. Saarl. (Hg.), Saarländische Bevölkerungs- und Wirtschaftszahlen 8 (1956), S. 38-40. 
51 Stat. Amt d. Saarl. (Hg.), Die saarländische Industrie im Jahre 1957, Saarbrücken 1958 (= SiZ, Sonderh. 
I ), S. 8; Stat, Amt d. Saarl. (Hg.), Saarländische Bevölkerungs- und Wirtschaftszahlen 8 ( 1956), S. 23. 
52 Ebd., S. 72 und S. 111 fT. 
53 Ebd., S. 97fT„ S. 78, S. 101 und S. 108ff. 
'4 Ebd,, S. 10. Vgl. hierzu auch die tabellarische Übersicht in: Stat. Amt d. Saarl. (Hg.), Die saarländische 
Industrie im Jahre 1957, Saarbrücken 1958 (= SiZ, Sonderh. 1 ), S. 18. 
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