Entwicklungsmöglichkeiten in denjenigen Branchen, die weder beim Absatz noch bei
der Beschattung einen zu intensiven bzw. unausgeglichenen Raumbezug aufwiesen.
Hierin kann ein Widerspruch zum Mü!ler‘schen Ansatz gesehen werden, der ja die
Förderung der inneren Verflechtung durch wechselseitig aufeinander angewiesene
Unternehmen als angemessenes Ziel vorgeschlagen hatte.
Diesen Ansatz entwickelte Isenberg - auch hier im partiellen Gegensatz zu anderen
Gutachtern - insofern weiter, als er nach einer Bereinigung des Sozialprodukts um
Sonder- und externe Einflüsse betonte, daß Kohle und Stahl eine zentrale Bedeutung
für die „Existenzgrundlage“11' des Saarlandes zuzumessen sei.1’4 Insofern sei die
starke Exportorientierung der Region eine aus der Wirtschaftsstruktur resultierende
Besonderheit, welche die Grundlage der regionalen Wirtschaft weiterhin bestimmen
werde. Isenberg ging jedoch davon aus, daß diese künftige Entwicklung unterdurch¬
schnittliche Zuwachsraten beim Bruttosozialprodukt auslösen werde, die mittelfristig
hohe Transferleistungen aus dem nationalen Umfeld notwendig machen würden.1"
1.2.2 Vom Saar-Memorandum zum Aktionsprogramm Saar-Westpfalz
Die Gegenüberstellung der Gutachten zeigt bereits hinsichtlich der fundamentalen
Rahmendaten erhebliche Unterschiede. Weder über die zukünftige Bevölkerungs¬
entwicklung noch über die Entwicklungsaussichten der einzelnen Wirtschafts¬
sektoren - und hier insbesondere derjenigen von Kohle und Stahl - bestand Einigkeit
in der Wissenschaft. Diese Unterschiede sind vor dem Hintergrund der im großen und
Ganzen ähnlichen Datenlage schwer zu erklären. Große Unterschiede bestanden
zwischen den einzelnen Arbeiten auch hinsichtlich der Frage, wie die von allen
Gutachtern als wünschenswertes Ziel verstandene positive Entwicklung der Saarwirt¬
schaft zu erreichen sein würde. Dies ist zum Teil damit zu erklären, daß die Arbeiten
verschiedene Modelle zur Erklärung regionalen Wirtschaftswachstums verwende¬
ten.1'6 Vollkommen disparat schließlich gestalteten sich die Vorstellungen der Gut¬
achter über die Möglichkeiten zur Implementierung ihrer Analysen und Prognosen in
der Regionalpolitik. Präzisen Vorgaben über die Ausgestaltung der interkommunalen
133 Vgl. zu diesem Konzept seine früheren Arbeiten: Gerhard Isenberg, Tragfähigkeit und Wirtschafts¬
struktur, Bremen-Horn 1953 {= Veröffentlichungen der Akademie für Raumforschung und Landesplanung
22); ders., Die ökonomischen Bestimmungsgründe der räumlichen Ordnung, München 1967, und die
Sammlung verschiedener Methodenaufsätze: ders., Existenzgrundlagen in Stadt- und Landesplanung,
Tübingen 1965 (= Schriftenreihe der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung 14).
134 Josef Heinz Müller dagegen hatte im Rahmen seiner Verflechtungsanalysen durch In-
put-Output-Tabellen ausdrücklich davor gewarnt, die regionalwirtschaftliche Bedeutung des Kohle¬
bergbaus zu überschätzen, und statt dessen das Gewicht der unternehmensbezogenen Dienstleistungen
hervorgehoben, vgl. Josef Heinz Müller, Probleme, S. 67f.
,3:’ Isenberg, Existenzgrundlagen, S. 133fT.
136 Einen Überblick über die Wachstumsmodelle und Zielkonzeptionen von Regionalpolitik bieten:
Karl-Heinz Grünewald, Elemente einer strategieorientierten regionalen Wirtschaftspolitik, Darmstadt
1984, S. 22-74, und Barbara Jörg, Regionalpolitische Entwicklungskonzepte. Ein Entwicklungsvergleich
der strukturschwachen Planungsregionen Westpfalz und Regensburg, Regensburg 1992, S. 1-20.
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