dieser Zeit, genauso aber auch später im Umfeld regionalpolitisch bedeutsamer
Ereignisse, fand eine große Zahl an Sitzungen statt. Dabei wurden in vielen Fällen
politische Probleme unmittelbar im Laufe der Beratungen einer Lösung unterzogen.
Gemeinsam mit den Resultaten der Wahlen auf Bundes-, Landes- und kommunaler
Ebene erlauben die parlamentarischen Beratungen aber auch eine Analyse des kom¬
petitiven Aspekts der politischen Verarbeitung struktureller Probleme. Die Parla¬
mentsprotokolle spiegeln die Erfordernis, eine angemessene Struktur- oder Reform¬
politik nicht nur zu entwickeln, sondern spätestens in der Konfrontation mit den
Wählern auch zu „erklären“; die Wahlergebnisse gewähren so Aufschluß über Erfolg
und Mißerfolg der von den Parteien entwickelten Strategien.
Die Anlage der Untersuchung folgt einem chronologischen Schema: In drei Haupt¬
kapiteln wird zunächst die Phase der Eingliederung im engeren Sinne, dann die
Stagnationskrise der ersten Hälfte der 60er Jahre und schließlich die Zeit der Wirt¬
schaftskrise und ihrer Überwindung gegen Ende des Jahrzehnts untersucht. Den drei
Hauptkapiteln liegt dann eine sachliche Gliederung zugrunde. Im ersten Hauptkapitel
wird die Lösung der Saarfrage nach einem Mehr-Ebenen-Konzept in drei Teilkapiteln
als diplomatischer Prozeß, als Verhandlungsgegenstand zwischen den Regierungen
in Saarbrücken und Bonn und schließlich als Gegenstand saarländischer Politik
analysiert. Im zweiten Hauptkapitel steht zunächst das „Altem“ der Industrieregion
im Vordergrund. Auf der methodischen Ebene ist dabei nach Tauglichkeit und
Erklärungskraft dieses Konzepts zur Analyse des ökonomischen Anpassungsprozes¬
ses im Saarland während der Stagnationskrise zu fragen. Des weiteren werden Muster
der Perzeption wirtschaftsstruktureller Probleme und ihre frühe Verarbeitung auf
Landes- und kommunaler Ebene sowie in der zeitgenössischen wissenschaftlichen
Diskussion analysiert. Dies fuhrt im zweiten Teilkapitel zur Frage nach dem Beitrag
der Landespolitik in den Kemfeldem ihrer politischen Aktivitäten, nämlich der
Struktur-, der Kohle- und der Verkehrspolitik. Eher theoretisch ausgerichtet sind die
dann folgenden Erwägungen zu methodischen Problemen der Bundeslandgeschichte
und hierbei insbesondere dem Problem der angemessenen Beurteilung des Beitrags
der Landespolitik zur politischen Begleitung wirtschaftstruktureller Veränderungen.
Im dritten Hauptkapitel wird schließlich nach der Bedeutung der Jahre 1966/67 als
Zeit der regionalen Wirtschaftskrise gefragt. Gestützt auf eine Analyse der ökono¬
mischen Entwicklung im Saarland während der Krise werden die Prinzipien der
Neufassung regionaler Politik auf Bundesebene mit den in der wissenschaftlichen
Diskussion über das Saarland und in der saarländischen Politik entwickelten Konzep¬
ten kontrastiert. Im zweiten Teil des dritten Hauptkapitels wird die Aufarbeitung der
regionalen Wirtschaftskrise in der (partei-)politischen Auseinandersetzung um die
Neufassung der Regionalpolitik skizziert, im dritten Teilkapitel stehen die Schwierig¬
keiten bei deren konkreter (reform-)politischer Umsetzung im Vordergrund. Zu¬
sammenfassungen jeweils am Ende der Kapitel sollen dem eiligen Leser den schnel¬
len Zugang zu den Ergebnissen erleichtern.
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