Full text: Das Saarland im doppelten Strukturwandel 1956 - 1970

in den 60er Jahren nach der Überwindung der außenhandeis- und währungspoliti¬ 
schen Probleme in die Neufassung gaullistischer Außenpolitik integriert wurde. 
Hierbei wurden zunächst liberale und dirigistische Elemente in einem sehr speziellen 
Konzept sektoral spezifizierter Industriepolitik zusammengefaßt.” Die regionalen 
Unterschiede im Wirtschaftswachstum verdeutlichen jedoch bald die Dysfunk¬ 
tionalität streng zentralistischer Konzepte. 
Daher kannte noch die IV., vor allem aber die V. Republik verschiedene Ansätze zur 
Modifikation der Strukturpolitik.1, In der Reform von 1964 wurden durch die Ein¬ 
richtung von 21 Planungsregionen die dezentralistischeren Ansätze wirksam institu¬ 
tionalisiert.* 24 25 Vertreten durch einen Koordinierungspräfekten, der seinen Sitz in der 
Hauptstadt der jeweiligen Planungsregion hatte, konnten die Regionen eine gewisse 
Beteiligung an der Planifikation als integriertes Modell der Wirtschafts- und Struktur¬ 
politik erreichen. Sie konnten im Rahmen enger Vorgaben über die Verausgabung 
von regional wirksamen Mitteln entscheiden, waren indirekt an der Erstellung regio¬ 
naler Raumordnungsschemata beteiligt, fungierten als Koordinator der regionalen 
Administrationen und konnten erheblichen Einfluß auf die Lokalisierung staatlicher 
Investitionen ausüben.” 
Das Problem der Einbindung der regionalen Ebene in die nationale Regionalpolitik 
stellte sich in der Bundesrepublik anders. Schon in verfassungs- und rechtshistori¬ 
scher Sicht ist die traditionell hohe Bedeutung der Länder bei der politischen Bewäl¬ 
tigung des Strukturwandels zu betonen.26 27 Dafür spricht auch, daß die Förderpolitik 
des Bundes nur hypothetisch ein geschlossenes System darstellte, das als praktische 
Regionalpolitik inhaltlich von den Ländern auf dem Verordnungswege ausgestaltet 
wurde.2 Und auch in der neueren historischen Forschung deutet sich ein Wandel in 
der Bewertung des Verhältnisses der verschiedenen Ebenen in der Regionalpolitik an: 
Zuletzt konnte am Beispiel Bayerns gezeigt werden, wie die Landespolitik in diesem 
Konkurrenztheorien besprochen. 
22 Vgl. hierzu Wolfgang Neumann u. Henrik Uterwedde, Industriepolitik. Ein deutsch-französischer 
Vergleich, Opladen 1986, bes. S. 46ff. 
23 Diese Kontinuitätslinien betonen besonders Jean-Paul Laborie, Jean-François Langumier u. Priscilla de 
Roo, La politique française d'aménagement du territoire de 1950 à 1985, Paris 1985. 
24 Eine detaillierte Analyse dieser Phase der Institutionalisierung der Regionalpolitik bietet Henri Stéphane 
Giraud, Probleme der regionalen Wirtschaftsentwicklung in Frankreich und ihre Beeinflussung durch den 
Staat, (Diss.) München 1963. Zu den Planungsregionen bes. S. 80ff. 
25 Vgl. hierzu Wolfgang Neumann u. Henrik Uterwedde, Abschied vom Zentralismus? Neue regionale 
Modemisierungspolitiken in Frankreich, Stuttgart 1997, bes. S. 21-29. 
26 Gabriele Metzler, Einheit und Konkurrenz im Bundesstaat. Föderalismus in der Bundesrepublik, 
1949-2000, in: Thomas Kühne u. Cornelia Rau-Kühne (Hgg.), Raum und Geschichte. Regionale Traditio¬ 
nen und föderative Ordnungen von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart, Leinfelden-Echterdingen 2001 
(= Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde 40), S. 232-256. 
27 „Die Länder waren auch durch ihre prioritäre Kenntnis des regionalpolitischen Handlungsbedarfs schon 
immer Herz und Motor der regionalen Strukturpolitik. Das hat sie in besonderem Maße befähigt, auch den 
anderen Trägem regionaler Strukturpolitik die Anstöße zur Weiterentwicklung der regionalen Struktur¬ 
politik zu geben.“ Neupert, Strukturpolitik, S. 445 und S. 432. 
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