Trotz der Fülle des so überlieferten Materials stellten sich im Laufe der Arbeit jedoch
an einigen Steilen immer noch unvorhergesehene Probleme. Dies betrifft bereits die
Aufarbeitung „harter“ Fakten der wirtschaftlichen und finanzpolitischen Entwicklung
im Saarland. Zum Teil sind diese Probleme auf methodische Gründe zurückzuführen:
Beispielsweise behindern die gravierenden Kursschwankungen zwischen Franc und
DM und die pauschal nicht zu beantwortende Frage nach den Kaufkraftrelationen bis
Anfang der 60er Jahre sowohl die ökonomische Analyse auf Basis von Wertangaben
wie auch, und vor allem, die Analyse der saarländischen Haushaltspolitik. Aus
methodischen Gründen um nichts weniger problematisch ist für das schwerindu¬
strielle und damit von außenwirtschaftlichen Beziehungen besonders tangierte Saar¬
land die Frage nach inner- und interregionalen Wirtschaftsverflechtungen und ihren
Folgen für die regionale Strukturentwicklung. Dieser Aspekt verweist aber auch auf
Probleme der Überlieferungsqualität: Da die statistischen Erhebungsmethoden sich
im Saarland mit dem über die 60er Jahre hinweg feststellbaren Trend zur Ausweitung
der statistischen Berichterstattung mehrfach änderten - und zudem auch nach der
Eingliederung nicht in jedem Fall mit der bundesdeutschen Systematik übereinstimm¬
ten -, ist für bestimmte Themenbereiche, wie z.B. die Ansiedlung neuer Unterneh¬
men, kaum eine einheitliche statistische Basis herzustellen.
Die daher notwendige Ergänzung der Quellenbasis konnte durch eine Auswertung
von zeitgenössischen Gutachten, wissenschaftlichen Analysen und Expertisen vor¬
genommen werden. Schon für die Phase der Übergangszeit liegt eine erstaunliche
Fülle derartiger Arbeiten über das Saarland aus teilweise sehr unterschiedlicher
Provenienz vor, die allerdings nur zum Teil über die üblichen Hilfsmittel erschlossen
sind. Teilweise als Arbeitsmaterial für Auftraggeber aus Politik, Verwaltung und
regionalen Institutionen gedacht, teilweise aber auch zu einem bestimmten Ziel in der
politischen Auseinandersetzung oder als erste zeitgenössische Versuche der wissen¬
schaftlichen Aufarbeitung regionalwissenschaftlicher Probleme des Saarlandes
angefertigt, bergen diese Arbeiten ein unverzichtbares, bislang unausgeschöpftes
Analysepotential. Das Fortbestehen bzw. die Ausweitung dieser Quellengattung für
die 60er Jahre stellt eine Besonderheit dar, die möglicherweise für die regional
orientierte 60er-Jahre-Forschung als typisch anzunehmen ist: Die Intensivierung
gutachterlicher und regionalwissenschaftlicher, oftmals ökonomisch, strukturanaly¬
tisch und rechtswissenschaftlich ausgerichteter Forschung zum Saarland, deren
Resultate als großer Bestand elaborierter Analysen heute zur historischen Quelle
geworden sind, verdeutlicht, daß die zeithistorische Forschung zur Bundesrepublik in
den 60er Jahren auf einen Gegenstand trifft, der schon von den Zeitgenossen intensi¬
ver wissenschaftlicher Untersuchung unterzogen worden ist.
Als letztes ist mit den stenographischen Berichten des saarländischen Landtags eine
besonders wichtige Quellengattung zu nennen. In der Debatte über die Phase der
Teilautonomie übernahm das Parlament bereits seit 1956 die Funktion eines zentralen
Platzes für die Auseinandersetzung zwischen den früheren Kontrahenten. Schon in
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