Full text: Das Saarland im doppelten Strukturwandel 1956 - 1970

Nach den hektischen Wochen vor dem 
Referendum vom 23. Oktober 1955 
stand zu erwarten, dass die Geschichte 
des Saarlandes in ruhigere Fahrwasser 
führen würde. Unbegründet waren der¬ 
artige Hoffnungen nicht, hatte doch die 
klare Ablehnung des europäischen Sta¬ 
tuts für das Saarland einen Konflikt ge¬ 
löst, der in den vorangegangenen Jahren 
im Saarland wie auf internationaler Ebe¬ 
ne für heftige Auseinandersetzungen 
gesorgt hatte. Vertrauen in eine positive 
Zukunft konnte auch auf der in voller 
Blüte stehenden Montanindustrie be¬ 
gründet werden, die vielen als Grund¬ 
lage der regionalen Prosperität galt. 
Tatsächlich kam vieles anders, traten 
neue und unerwartete Schwierigkeiten 
auf. Schon mit der Eingliederung in die 
Bundesrepublik waren viele Enttäu¬ 
schungen verbunden; noch größere 
Verunsicherung riefen die 1958 
einsetzenden Probleme im Bergbau 
hervor. Konsumentenproteste, Berg¬ 
arbeiterstreiks und eine in der Wirt¬ 
schaftskrise der Jahre 1966/67 erstmals 
wieder spürbar werdende Arbeitslosig¬ 
keit waren die Folge. 
Die vorliegende Arbeit geht von der 
These aus, dass diese Krisenerscheinun¬ 
gen als Ausdruck eines doppelten Struk¬ 
turwandels zu verstehen sind. Die Ver¬ 
änderung der politischen Rahmenbe¬ 
dingungen, die die Umwandlung des 
teilautonomen Saarstaates in ein Bun¬ 
desland mit sich brachte, und die regio¬ 
nalwirtschaftlichen Auswirkungen des 
sektoralen Strukturwandels in der Ener¬ 
giewirtschaft beeinflussten sich gegen¬ 
seitig. Dadurch wurde der regionale 
Strukturwandel in einem komplexen 
Prozess zum Problem der Landespolitik.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.