Full text: Das Saarland im doppelten Strukturwandel 1956 - 1970

von früher erfolgreichen, nun aber wachstumsschwachen Industriesektoren geprägt; 
sie verfügen über eine auf diese einseitige Industriestruktur ausgerichtete und damit 
veraltete Infrastruktur; ihre Bevölkerungs- und Sozialstruktur ist stark industriell 
überformt und ihr Ökosystem hochgradig belastet, was die durch die regional domi¬ 
nanten Unternehmenskreise ohnehin blockierte Erschließung neuer Industrieflächen 
und die Ansiedlung neuer Industrien zusätzlich erschwert. 
Allerdings darf das „Altern“ vor allem in historischer Perspektive nicht als qua¬ 
si-natürlicher Vorgang mißverstanden werden.* 14 * Gerade am Beispiel des Ruhrgebiets 
konnte gezeigt werden, daß ungünstige Entwicklungen regionaler Wirtschaft auch 
durch auf nationaler Ebene zu vertretende Entscheidungen, in diesem Fall im Bereich 
der Energiepolitik, zurückzuführen waren.2'1 Schon deswegen erscheint das allge¬ 
meinere Konzept des Strukturwandels21 als eine eher angemessene Grundlage für die 
historische Analyse von regionalwirtschaftlichen Vorgängen.22 In vergleichender 
S. 186. Vgl. auch die Sammelbände von Rainer Schulze, Industrieregionen, und Hartmut Häußermann 
(Hg.), Ökonomie und Politik in alten Industrieregionen Europas. Probleme der Stadt- und Regional¬ 
entwicklung in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien, Basel u.a. 1992 (= Stadtforschung 
aktuell 36). Den Anspruch, diesen Stand der Technik im Bereich der Industriepolitik zu repräsentieren, 
erhebt Hesse (Hg.), Erneuerung. Eine präzise Zusammenfassung und Hinweise zum Forschungsstand 
bieten Hesse u. Schlieper, Strukturwandel, bes. S. 582-590. 
14 Vgl. hierzu die prägnante Analyse von Heiderose Kilper u. Dieter Rehfeld, Einleitung, in: dies. (Hgg.), 
Konzern, S. 1-12. Sehr deutlich hierzu auch: Petzina, Führungsregion, S. 264fY. 
20 Vgl. hierzu Werner Abelshauser, Historische Ursachen der gegenwärtigen Strukturkrise in der nord¬ 
rhein-westfälischen Industrie, in: Kurt Düwell u. Wolfgang Köllmann (Hgg.), Rheinland-Westfalen im 
Industriezeitalter, 4 Bde. Wuppertal 1983ff, Bd. 3, S. 343-361, der die an nationalen energiepolitischen 
Interessen ausgerichtete Förderung des Bergbaus im Ruhrgebiet bis Mitte der 50er Jahre als Erklärung für 
die spätere Strukturkrise der Region ansieht; ähnlich Petzina, Wirtschaftspolitik, S. 126, Eine präzise 
Analyse dieses Zusammenhangs liefert Adamsen, Investitionshilfe. Ganz anders dagegen Harry Walter 
Jablonowski, Gesellschaftliche Kooperationsformen und politisches Instrumentarium zur Bewältigung der 
Strukturkrise im Steinkohlenbergbau und des energiewirtschaftlichen Strukturwandels in der Bundesre¬ 
publik bis Anfang der 70er Jahre, (Diss.) Dortmund 1978, der die regionale Dimension völlig ausblendet. 
21 Strukturwandel, so der Gedankengang, ist prinzipiell eine der wichtigsten „Voraussetzungen für 
wirtschaftliche Entwicklung“ und insofern auch grundsätzlich unproblematisch, es sei denn, daß er sich 
„abrupt“ oder in Phasen „insgesamt unzureichenden Wirtschaftswachtums“ ergibt. In diesem Fall jedoch 
können sich Probleme - wie z.B. Arbeitslosigkeit - in einem Umfang ergeben, der sich als wirtschafts¬ 
politisch schwer beherrschbar erweist. Da jedoch eine „geschlossene theoretische Konzeption der regiona¬ 
len Wirtschaftsentwicklung, die zugleich empirisch fundiert wäre“, fehlt, kann eine allgemeine Klärung 
der Frage nach dem „richtigen“ Umfang und Ablauf von Strukturwandelvorgängen auf theoretischer 
Ebene nicht erfolgen. Hans-Peter Dietrich, Strukturelle Anpassung, S. 8ff. 
22 Rüdiger Hamm u. Helmut Wienert, Strukturelle Anpassung altindustrialisierter Regionen im interna¬ 
tionalen Vergleich, Berlin 1990 (= Schriftenreihe des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsför¬ 
derung Essen 48). Vgl. hierzu auch: Elisabeth Lauschmann, Grundlagen einer Theorie der Regionalpolitik, 
Hannover 1970 (= Veröffentlichungen der Akademie für Raumforschung und Landesplanung 60); 
Matthias Koppel, Ansatzpunkte der regionalen Wirtschaftsprognose. Eine methodenkritische Untersu¬ 
chung von Modellen zur Prognose der langfristigen regionalen Wirtschaftsentwicklung, Berlin 1979 (= 
Volkswirtschaftliche Studien 287); speziell zur Shift-Analyse: Horst Dieter Hoppen, Die Shift-Analyse. 
Untersuchungen über die empirische Relevanz ihrer Aussagen, in: Raumforschung und Raumordnung 33 
(1975), S. 6-18. Evelyn Nieth. industriestruktur und regionale Entwicklung. Eine theoretische und 
empirische Untersuchung der Bundesrepublik 1960-1972, Berlin 1980 (= Schriften zu Regional- und 
Verkehrsproblemen in Industrie- und Entwicklungsländern 30), bes. S. 4-71; Margot Kröber-Weik u. 
Susanne Wied-Nebbeling, Wirtschaftskraft und Wirtschaftsentwicklung in den Bundesländern seit 1970. 
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