Full text: Das Saarland im doppelten Strukturwandel 1956 - 1970

gen in Deutschland10 11 und Europa" aus. Daher skizziert der Abhau der (auch: regiona¬ 
len) Unterschiede in den ökonomischen und gesellschaftlichen Bedingungen der 
Lebensgestaltung eine der wichtigsten Entwicklungslinien der 50er und 60er Jahre in 
der Bundesrepublik.12 
Ein methodisches Problem stellen dabei jedoch Regionen wie z.B. das Ruhrgebiet 
oder auch das Saarland dar, deren wirtschaftliche Entwicklung bemerkenswerte 
Abweichungen von diesen Grundlinien zeigte. Besonders für das Ruhrgebiet konnte 
deutlich gemacht werden, wie bereits in den 50er Jahren eine vergleichsweise un¬ 
günstige wirtschaftliche Entwicklung umfangreiche Anpassungsprobleme her¬ 
vorrief.1’ Dies deutet auf Besonderheiten der Raumstruktur der bundesdeutschen 
Wirtschaft;14 gleichzeitig löste das Weiterbestehen regionaler Ungleichgewichte aber 
111 Wolfgang Ruppert (Hg.), Fahrrad, Auto, Fernsehschrank. Zur Kulturgeschichte der Alltagsdinge, 
Frankfurt a.M. 1993. Eine Einordnung in die wirtschaftswissenschaftliche Diskussion um die Entwicklung 
privater Kaufkraft nehmen vor: Lothar Hühl u. Walter Schepers, Strukturwandel und Strukturpolitik. Eine 
Einführung, Hannover 1983. Gleichermaßen haben sich auch die regionalen Disparitäten in der Erwerbs¬ 
struktur - zumindest in langfristiger Perspektive - seit der Zwischenkriegszeit angenähert, vgl. Hartmut 
Kaelble u. Rüdiger Hohls, Der Wandel der regionalen Disparitäten in der Erwerbsstruktur Deutschlands 
1895-1970, in: Jürgen Bergmann, Jürgen Brockstedt, Rainer Fremdling, Rüdiger Hohls, Hartmut Kaelble, 
Hubert Kiesewetter u. Klaus Megerle, Regionen im historischen Vergleich. Studien zu Deutschland im 19. 
und 20. Jahrhundert, Opladen 1989 (= Schritten des Zentralinstituts für sozial wissenschaftliche Forschung 
der Freien Universität Berlin 55), S. 288-413. 
11 Hartmut Kaelble, Boom und gesellschaftlicher Wandel 1948-1973: Frankreich und die Bundesrepublik 
Deutschland im Vergleich, in: ders. (Hg.), Boom, S. 219-247, hier: S. 238. Ders., Europäische Beson¬ 
derheiten des Massenkonsums 1950-1990, in: Hannes Siegrist, Hartmut Kaelble u. Jürgen Kocka (Hgg.), 
Europäische Konsumgeschichte. Zur Gesell Schafts- und Kulturgeschichte des Konsums (18. bis 20, 
Jahrhundert), Frankfurt a.M. 1997, S. 169-204. 
12 Hermann Rudolph, Die Herausforderung der Politik. Innenansichten der Bundesrepublik, Stuttgart 1985; 
Hermann Körte, Eine Gesellschaft im Aufbruch. Die Bundesrepublik Deutschland in den sechziger Jahren, 
Frankfürt a.M. 1987, S. I08ff. Helmut Klages, Traditionsbruch als Herausforderung. Perspektiven der 
Wertewandelsgesellschaft, Frankfürt a.M. u. New York 1993. Die Bedeutung des Wandels in der Konsum¬ 
gesellschaft der späten 50er Jahre betont Michael Wildt in seiner Kulturgeschichte der Lebens- und 
Genußmittel, Am Beginn der „Konsumgesellschaft“. Mangelerfahrung, Lebenshaltung, Wohlstandshoff¬ 
nung in Westdeutschland in den fünfziger Jahren, Hamburg 1994, bes. S. 72. Die Rückbindung an 
Schelskys Konzept der „nivellierten Mittelstandsgesellschaft“ leistet: Paul Erker, Zeitgeschichte als 
Sozialgeschichte. Forschungsstand und Forschungsdefizite, in: Geschichte und Gesellschaft 19 (1993), S. 
202-238, hier: S. 225. Umfassend zur Konsumgeschichte: Hartmut Berghoff (Hg.), Konsumpolitik. Die 
Regulierung des privaten Verbrauchs im 20. Jahrhundert, Göttingen 1999, sowie Siegrist, Kaelble u. 
Kocka (Hgg.), Konsumgeschichte. Einen technikhistorischen Ansatz verfolgt Wolfgang König, Geschichte 
der Konsumgesellschaft, Stuttgart 2000 (= Vierteljahrsschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 
Beiheft 154). 
’ Dietmar Petzina, Wirtschaftspolitik, in: Boldt (Hg.), Nordrhein-Westfalen, S. 122-135; Abelshauser, 
Ruhrkohlenbergbau, S. 87, spricht von der „unerwarteten Wende“ des Jahres 1958. Dietmar Petzina sieht 
den entscheidenden Umbruch in der wirtschaftlichen Entwicklung mit dem Umschlag auf dem Ener¬ 
giesektor in den 60er Jahren, was „scheinbar unbemerkt“ zu einem massiven Arbeitsplatzverlust bereits in 
den späten 50er Jahren führte, vgl. Petzina, Wirtschaft und Arbeit, S. 1 13. 
14 Dietmar Petzina, Von der industriellen Führungsregion zum Krisengebiet: Das Ruhrgebiet in historischer 
Perspektive, in: Rainer Schulze (Hg,), Industrieregionen, S. 246-274. Werner Abelshauser u. Dietmar 
Petzina, Krise und Rekonstruktion. Zur Interpretation der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Deutsch¬ 
lands im 20. Jahrhundert, in: Wilhelm Heinz Schröder u. Reinhard Spree (Hgg.), Historische Konjunktur¬ 
forschung, Stuttgart 1980, S. 75-114; Dietmar Petzina, Standortverschiebungen und regionale Wirtschafts- 
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