verbunden, die eine Zeitlang die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregten.136
Betroffen war insbesondere die Preisentwicklung:1' Obwohl nach der Abwertung des
Franc Ende 1958 ein relativ angemessener Wechselkurs angewandt wurde, löste die
Einführung der DM heftig kritisierte Steigerungen der Konsumentenpreise aus.138
Dies war wohl nicht ausschließlich auf Währungstragen, sondern auch auf aufge¬
staute Konsum wünsche,134 auf die Unerfahrenheit saarländischer Kunden auf dem
neuen Markt140 und auf saisonale Gründe141 zurückzuführen.14 Dem entsprachen auch
teilweise hektische Reaktionen im Bereich der Löhne und Gehälter. Diese wurden
zum Teil durch die faktische Neufestsetzung der Bezüge gemäß dem Gesetz zur
Einführung deutschen Rechts auf den Gebieten der Arbeitsbedingungen und des
Familienlastenausgleichs im Saarland vom 30. Juni 1959,143 zum Teil - insbesondere
im Öffentlichen Dienst - durch punktuelle Ausgleichsmaßnahmen überwunden. Einen
wichtigen Beitrag zur Kompensation der Schwankungen von Preisen und Löhnen
leisteten auch gewisse Sonderregelungen. Zum einen wirkten sich die gesetzlich
verankerten „Lohnsteuerpräferenzen“ positiv auf die Höhe der Nettolöhne aus, zum
136 Gegen die zu erwartende Verunsicherung setzten die Institutionen der saarländischen Wirtschaft eine
regelrechte Aufklärungskampagne, die sich anhand der jeweiligen Ausgaben von Zeitungen und Verbands¬
zeitschriften, aber auch anhand einzelner Informationsbroschüren wie z.B. Peter Weiant, Grundlagen und
Aspekte der Endregelung des Saarvertrages, Saarbrücken 1957, nachvollziehen läßt.
13 Aus statistischen Gründen ist es sehr schwierig, die Auswirkungen der Währungsumstellung nach¬
zuvollziehen: Ein direkter Vergleich z.B. der in DM und Franc bilanzierten Umsatzwerte ist kaum sinnvoll,
weil nach der Eingliederung z.T. auch völlig andere Preisgestaltungen zum Einsatz kamen. Vgl. hierzu:
Stat. Amt d. Saarl. (Hg.), Saarländische Bevölkerungs- und Wirtschaftszahlen 11/12 (1959/1960),
Saarbrücken 1960, S. 88, mit ausführlichen Preisvergleichen. Leichter fällt demgegenüber die Auswertung
der Produktionsentwicklung, zumal hierzu auch in den zeitgenössisch publizierten Statistiken etliche
Vorarbeiten geleistet wurden. Vgl. Die Rückgliederung des Saarlandes und die Entwicklung des Binnen¬
austausches in den Erzeugnissen der EGK.S, in: Statistische Informationen des Statistischen Amts der
Europäischen Gemeinschaften (1961), S. 157-164.
138 Hans-Walter Herrmann, Modellfall, S. 47; Wannemacher, Mairegen, S. 250; Heinen, Blick zurück.
139 Liepelt u. Loew, Menschen, S. 56.
140 Heinen, Blick zurück. Von den Zeitgenossen wurde auch der Einfluß allzu offensiver Marketings¬
trategien der bundesdeutschen Unternehmen gegenüber ihrer saarländischen Konkurrenz sehr oft betont,
vgl. bspw. Paul Keuth, Der Saarmarkt in der Umstellung, in: Die Saarwirtschaft. Zwischenbilanz nach der
Wiedereingliederung (= Der Volkswirt 11 (1960), Beilage), S. 13-14; die mit Macht auftretenden neuen
Marktteilnehmer fanden sogar Eingang in den Saarbrücker Karneval, vgl. hierzu die Büttenrede mit dem
vielsagenden Titel „Die Invasion“ von Willi Decker bei Hans-Christian Herrmann, Landeshauptstadt, S.
380f.
141 Erich Conrad, Auswirkungen, S. 151.
142 Diese plötzlichen Preissteigerungen fielen im Vergleich zur dramatischen Entwicklung der Lebens¬
haltungskosten in den Jahren 1957 bis I 958 jedoch sehr viel geringer aus. Vgl. hierzu: Stat. Amt d. Saarl.
(Hg.), Saarländische Bevölkerungs- und Wirtschaftszahlen 9/10(1959/60), S. 92f.
143 Ausführlich hierzu: H. D. Wurthmann, Löhne und Lohnkosten im Saarland. Strukturunterschiede
erschweren Anpassung, in: Der Volkswirt 11 (1957), S. 12-15; Industrie- und Handelskammer des
Saarlandes (Hg.), Das französische und deutsche Wirtschaftssystem aus der Sicht der Saarwirtschaft. Eine
kritische Würdigung durch die Industrie- und Handelskammer des Saarlandes insbesondere im Hinblick
auf die Schaffung des Gemeinsamen Europäischen Marktes, Saarbrücken 1960, hier: S. 23fif.
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